Camerarius an Opsopoeus, 27.03.15XX: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius beginnt den Brief mit dem Versuch, einen erzürnten Opsopoeus zu beruhigen. Dieses Ziel versucht Camerarius auch in acht griechischen Hexameter-Versen zu erreichen: Er solle vom Zorn ablassen und der Rede folgen, die Camerarius ihm wohlwollend halte. Da Opsopoeus doch ein treuer Diener der Musen und ein Dichter sei, passe es nicht zu ihm, ein hartes Herz zu haben. Die Gemüter der edlen Menschen seien lenkbar (Zitat aus Homer, ''Ilias'', 15, 203). Der unsinnige Zorn wird bildhaft beschrieben, bis der Sprecher dem Echauffierten eine Bedingung stellt: Höre auf mit der Zwietracht, dann höre bald auf mit meinen Gesängen.<br> | Camerarius beginnt den Brief mit dem Versuch, einen erzürnten Opsopoeus zu beruhigen. Dieses Ziel versucht Camerarius auch in acht griechischen Hexameter-Versen zu erreichen: Er solle vom Zorn ablassen und der Rede folgen, die Camerarius ihm wohlwollend halte. Da Opsopoeus doch ein treuer Diener der Musen und ein Dichter sei, passe es nicht zu ihm, ein hartes Herz zu haben. Die Gemüter der edlen Menschen seien lenkbar (Zitat aus Homer, ''Ilias'', 15, 203). Der unsinnige Zorn wird bildhaft beschrieben, bis der Sprecher dem Echauffierten eine Bedingung stellt: Höre auf mit der Zwietracht, dann höre bald auf mit meinen Gesängen.<br> | ||
Im Anschluss an das Gedicht fragt Camerarius, welch besseres Heilmittel er denn für den Zorn eines Dichters finden könne, als eben 'durch ein Beschwichtigungslied das schwarze Blut' (Zitat aus Homer, ''Odyssee'', 19, 457) zu besänftigen.<br> | |||
Dann geht Camerarius konkreter auf den Ursache von Opsopoeus' Verstimmung ein. Die Verärgerung muss im Rahmen von Gesprächen (''sermones'') entstanden sein, bei denen Opsopoeus jedoch nicht in der Weise kämpfen solle, dass er daraus trotz eines Sieges mehr Schaden davontrage als seine Gegner. Missverständnisse kämen vor, vieles werde im Alltagsgespräch auch unbedacht gesagt. Auch der Freund Philon (''noster'' Φίλων, ?) erinnere sich daran, Vergleichbares gesagt zu haben. Auch mit einem Plautus-Zitat (''Bacchides'' 408) mahnt Camerarius zur Besänftigung. Camerarius versucht zu zeigen, dass Opsopoeus' Unmut nur durch Worte, nicht durch einen objektiven Sachverhalt hervorgerufen worden sei. Die Person, die die Ursache der Verstimmung sei, kenne Camerarius als einen gebildeten Mann. Von denjenigen, die Opsopoeus in Rage setzten, gehe nach Camerarius keine Gefahr aus. Mit der Begründung, nicht offen sprechen zu können und nicht mehr weiter verdeckt reden zu wollen, endet Camerarius mit einer abschließenden Ermunterung.<br> | Dann geht Camerarius konkreter auf den Ursache von Opsopoeus' Verstimmung ein. Die Verärgerung muss im Rahmen von Gesprächen (''sermones'') entstanden sein, bei denen Opsopoeus jedoch nicht in der Weise kämpfen solle, dass er daraus trotz eines Sieges mehr Schaden davontrage als seine Gegner. Missverständnisse kämen vor, vieles werde im Alltagsgespräch auch unbedacht gesagt. Auch der Freund Philon (''noster'' Φίλων, ?) erinnere sich daran, Vergleichbares gesagt zu haben. Auch mit einem Plautus-Zitat (''Bacchides'' 408) mahnt Camerarius zur Besänftigung. Camerarius versucht zu zeigen, dass Opsopoeus' Unmut nur durch Worte, nicht durch einen objektiven Sachverhalt hervorgerufen worden sei. Die Person, die die Ursache der Verstimmung sei, kenne Camerarius als einen gebildeten Mann. Von denjenigen, die Opsopoeus in Rage setzten, gehe nach Camerarius keine Gefahr aus. Mit der Begründung, nicht offen sprechen zu können und nicht mehr weiter verdeckt reden zu wollen, endet Camerarius mit einer abschließenden Ermunterung.<br> | ||
Opsopoeus solle seinen ''cancellarius'' (?) grüßen.<br> | Opsopoeus solle seinen ''cancellarius'' (?) grüßen.<br> |
Version vom 26. Juni 2018, 09:25 Uhr
Werksigle | OCEp 446 |
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Zitation | Camerarius an Opsopoeus, 27.03.15XX, bearbeitet von Manuel Huth und Jochen Schultheiß (26.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_446 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. S7v-S8v |
Zweitdruck in | 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 315-317 |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Vincentius Opsopoeus |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 27.03.(o.J.) (VI. cal April) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ohe iam satis est, ohe Obsopoee? |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 26.06.2018 |
Werksigle | OCEp 446 |
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Zitation | Camerarius an Opsopoeus, 27.03.15XX, bearbeitet von Manuel Huth und Jochen Schultheiß (26.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_446 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. S7v-S8v |
Zweitdruck in | 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 315-317 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Vincentius Opsopoeus |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 27.03.(o.J.) (VI. cal April) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ohe iam satis est, ohe Obsopoee? |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Datumsstempel | 26.06.2018 |
ACHTUNG KEIN DATUM GEFUNDEN
Regest
Camerarius beginnt den Brief mit dem Versuch, einen erzürnten Opsopoeus zu beruhigen. Dieses Ziel versucht Camerarius auch in acht griechischen Hexameter-Versen zu erreichen: Er solle vom Zorn ablassen und der Rede folgen, die Camerarius ihm wohlwollend halte. Da Opsopoeus doch ein treuer Diener der Musen und ein Dichter sei, passe es nicht zu ihm, ein hartes Herz zu haben. Die Gemüter der edlen Menschen seien lenkbar (Zitat aus Homer, Ilias, 15, 203). Der unsinnige Zorn wird bildhaft beschrieben, bis der Sprecher dem Echauffierten eine Bedingung stellt: Höre auf mit der Zwietracht, dann höre bald auf mit meinen Gesängen.
Im Anschluss an das Gedicht fragt Camerarius, welch besseres Heilmittel er denn für den Zorn eines Dichters finden könne, als eben 'durch ein Beschwichtigungslied das schwarze Blut' (Zitat aus Homer, Odyssee, 19, 457) zu besänftigen.
Dann geht Camerarius konkreter auf den Ursache von Opsopoeus' Verstimmung ein. Die Verärgerung muss im Rahmen von Gesprächen (sermones) entstanden sein, bei denen Opsopoeus jedoch nicht in der Weise kämpfen solle, dass er daraus trotz eines Sieges mehr Schaden davontrage als seine Gegner. Missverständnisse kämen vor, vieles werde im Alltagsgespräch auch unbedacht gesagt. Auch der Freund Philon (noster Φίλων, ?) erinnere sich daran, Vergleichbares gesagt zu haben. Auch mit einem Plautus-Zitat (Bacchides 408) mahnt Camerarius zur Besänftigung. Camerarius versucht zu zeigen, dass Opsopoeus' Unmut nur durch Worte, nicht durch einen objektiven Sachverhalt hervorgerufen worden sei. Die Person, die die Ursache der Verstimmung sei, kenne Camerarius als einen gebildeten Mann. Von denjenigen, die Opsopoeus in Rage setzten, gehe nach Camerarius keine Gefahr aus. Mit der Begründung, nicht offen sprechen zu können und nicht mehr weiter verdeckt reden zu wollen, endet Camerarius mit einer abschließenden Ermunterung.
Opsopoeus solle seinen cancellarius (?) grüßen.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkung zum Adressaten
In der Ausgabe von 1595 wurden alle Hinweise auf Opsopoeus entfernt. Der Brief ist dort überschrieben mit "Amico cuidam". Gemeinsam mit einem weiteren Brief, bei dem der Adressat "Opsopoeus" ebenfalls unkenntlich gemacht wurde, folgt er unmittelbar auf die anderen Briefe des Camerarius an Opsopoeus, bei denen der Adressat offen angegeben ist.