Chyträus an Camerarius, 13.01.1571: Unterschied zwischen den Versionen
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Bezüglich der [[Camerarius an Chyträus, 17.09.1570|Dinge in Ungarn]] | Bezüglich der [[Camerarius an Chyträus, 17.09.1570|Dinge in Ungarn]] versichert Chyträus, dass die Fürsten, mit denen er Umgang hatte, überall das Kirchenpatronat (''ius patronatus in templis'') hätten und man sich, sofern es die Päpstlichen zuließen, meist in den gewohnten Kirchen versammele. Da man in [[Erwähnter Ort::Wien]] keine öffentliche Kirche habe, versammle man sich in Privaträumen. Beschreibung des dortigen Ritus. Er habe in [[Erwähnter Ort::Spitz an der Donau]] (''Spirae'') bei (Leonhard von) Kirchberg (Anm.) gewohnt. Beschreibung der Lehre, des Ritus und des örtlichen Predigers, der aus [[Erwähnter Ort::Torgau]] stamme. Obwohl es beunruhigendes Getön von aus Oberdeutschland vertriebenen Predigern gebe, erinnere Chyträus an das, was er selbst gesehen habe. Er habe jüngst einen im Oktober geschriebenen Brief aus diesen Gebieten erhalten, der mit (seiner) Erzählung übereinstimme und zeige, dass sich beide (österreichische) Stände bemühten, einen geeigneten ''inspector suarum ecclesiarum'' zu finden. Bitte um Leitung und Hilfe Jesu. | ||
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Freude über Camerarius‘ Billigung seiner Absichten und Bemühungen (hinsichtlich der Kirchenordnung in Österreich) im [[Camerarius an Chyträus, 17.09.1570|letzten Brief]]. Chyträus sei in seiner Ansicht immer mehr bestärkt, auch wenn sie einem Spruch [[Erwähnte Person::Gregor von Nazianz|Gregors von Nazianz]] widerspreche. Es sei nützlicher bei der einfachen Lehre und den Schriften [[Erwähnte Person::Martin Luther|Luthers]] und [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthons]], insbesondere den [[Erwähntes Werk::Melanchthon, Loci communes theologici, 1535|"Loci communes"]], zu bleiben und nicht ständig Neues einzuführen. [[Erwähnte Person::Basilius der Große]] schreibe, man solle ''in der Kirche Überflüssiges verschweigen, den tradierten Glauben halten und keine Anstrengung auf das Verschwiegene verschwenden'' (Homilie über die heilige Geburt Christi, 2.6; Patrologia Graeca 31, 1459f.). Chyträus wünsche sich Dogmen auf Grundlage der "Loci" Melanchthons und ein Ende des Disputierens. Daher habe er immer wieder die "Loci" aufgegriffen und fahre auch jetzt fort, zu zitieren und nicht (selbst) zu sprechen und zu schreiben. Ob das derart harten öffentlichen Tadel verdiene, möge Gott entscheiden. | Freude über Camerarius‘ Billigung seiner Absichten und Bemühungen (hinsichtlich der Kirchenordnung in Österreich) im [[Camerarius an Chyträus, 17.09.1570|letzten Brief]]. Chyträus sei in seiner Ansicht immer mehr bestärkt, auch wenn sie einem Spruch [[Erwähnte Person::Gregor von Nazianz|Gregors von Nazianz]] widerspreche. Es sei nützlicher bei der einfachen Lehre und den Schriften [[Erwähnte Person::Martin Luther|Luthers]] und [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthons]], insbesondere den [[Erwähntes Werk::Melanchthon, Loci communes theologici, 1535|"Loci communes"]], zu bleiben und nicht ständig Neues einzuführen. [[Erwähnte Person::Basilius der Große]] schreibe, man solle ''in der Kirche Überflüssiges verschweigen, den tradierten Glauben halten und keine Anstrengung auf das Verschwiegene verschwenden'' (Homilie über die heilige Geburt Christi, 2.6; Patrologia Graeca 31, 1459f.). Chyträus wünsche sich Dogmen auf Grundlage der "Loci" Melanchthons und ein Ende des Disputierens. Daher habe er immer wieder die "Loci" aufgegriffen und fahre auch jetzt fort, zu zitieren und nicht (selbst) zu sprechen und zu schreiben. Ob das derart harten öffentlichen Tadel verdiene, möge Gott entscheiden. |
Version vom 10. Januar 2024, 17:31 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1533 |
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Zitation | Chyträus an Camerarius, 13.01.1571, bearbeitet von Moritz Stock (10.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1533 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Chyträus, Epistolae, 1614 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 0445-0448 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | David Chyträus |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 13.01.1571 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | im Druck: Datum Idibus Ianuarii Anno 1571 |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein;Griechisch |
Entstehungsort | Rostock |
Zielort | Leipzig |
Gedicht? | nein |
Incipit | Epistola tua senili gravitate & sapientia |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Kirchenordnung |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | nein |
Bearbeiter | Benutzer:MS |
Gegengelesen von | Benutzer:US; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 10.01.2024 |
Werksigle | OCEp 1533 |
---|---|
Zitation | Chyträus an Camerarius, 13.01.1571, bearbeitet von Moritz Stock (10.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1533 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Chyträus, Epistolae, 1614 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 0445-0448 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | David Chyträus |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 13.01.1571 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | im Druck: Datum Idibus Ianuarii Anno 1571 |
Sprache | Latein;Griechisch |
Entstehungsort | Rostock |
Zielort | Leipzig |
Gedicht? | nein |
Incipit | Epistola tua senili gravitate & sapientia |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Kirchenordnung |
Datumsstempel | 10.01.2024 |
Entstehungs- und Zielort mutmaßlich
Regest
Camerarius‘ Brief vom 17.09. sei ihm am 04.12. von Camerarius‘ Mitbürger (a cive vestro, unbekannt) gebracht worden. Er rechne mit Nachsicht für die späte Antwort.
Was Camerarius über Bassewitz (unbekannt, Basbicius, s. Anm.) schrieb, hoffe auch dessen Vater (unbekannt, Bruder von Joachim von Bassewitz?) und wünsche sich Chyträus. Bassewitz' Verwandter (gentilis) Joachim von Bassewitz jedenfalls zeichne sich durch Begabung, Tugend und Fertigkeit im Lateinischen aus.
Bezüglich der Dinge in Ungarn versichert Chyträus, dass die Fürsten, mit denen er Umgang hatte, überall das Kirchenpatronat (ius patronatus in templis) hätten und man sich, sofern es die Päpstlichen zuließen, meist in den gewohnten Kirchen versammele. Da man in Wien keine öffentliche Kirche habe, versammle man sich in Privaträumen. Beschreibung des dortigen Ritus. Er habe in Spitz an der Donau (Spirae) bei (Leonhard von) Kirchberg (Anm.) gewohnt. Beschreibung der Lehre, des Ritus und des örtlichen Predigers, der aus Torgau stamme. Obwohl es beunruhigendes Getön von aus Oberdeutschland vertriebenen Predigern gebe, erinnere Chyträus an das, was er selbst gesehen habe. Er habe jüngst einen im Oktober geschriebenen Brief aus diesen Gebieten erhalten, der mit (seiner) Erzählung übereinstimme und zeige, dass sich beide (österreichische) Stände bemühten, einen geeigneten inspector suarum ecclesiarum zu finden. Bitte um Leitung und Hilfe Jesu.
Freude über Camerarius‘ Billigung seiner Absichten und Bemühungen (hinsichtlich der Kirchenordnung in Österreich) im letzten Brief. Chyträus sei in seiner Ansicht immer mehr bestärkt, auch wenn sie einem Spruch Gregors von Nazianz widerspreche. Es sei nützlicher bei der einfachen Lehre und den Schriften Luthers und Melanchthons, insbesondere den "Loci communes", zu bleiben und nicht ständig Neues einzuführen. Basilius der Große schreibe, man solle in der Kirche Überflüssiges verschweigen, den tradierten Glauben halten und keine Anstrengung auf das Verschwiegene verschwenden (Homilie über die heilige Geburt Christi, 2.6; Patrologia Graeca 31, 1459f.). Chyträus wünsche sich Dogmen auf Grundlage der "Loci" Melanchthons und ein Ende des Disputierens. Daher habe er immer wieder die "Loci" aufgegriffen und fahre auch jetzt fort, zu zitieren und nicht (selbst) zu sprechen und zu schreiben. Ob das derart harten öffentlichen Tadel verdiene, möge Gott entscheiden.
Gebet für den Greis Camerarius (nach Hom. Il. 3,110). Gott möge ihn schützen.
(Moritz Stock)
Anmerkungen
- „Bassewitz“ (Basbicius): In Rostock immatrikulierten sich im SS 1564 Viktor Bassewitz (Matrikel) und im WS 1568 Ludolf Bassewitz (Matrikel). Vermutlich wechselte einer von diesen zu Camerarius nach Leipzig. Ausgeschlossen werden kann Joachim von Bassewitz, der sich in Rostock im WS 1558 immatrikuliert hatte (Matrikel), da er im Brief als gentilis des fraglichen Bassewitz bezeichnet wird.
- „Er war untergebracht in Spitz an der Donau bei (Leonhard von) Kirchberg“ (Spirae quae elegans oppidum familiae Kirchbergiae ad Danubii ripam, tredecim supra Viennam miliaribus est… hospitium in aedib(us) Kirchbergeri habui.): Vgl. Lisch 1869, S. 78: „Er wählte Spitz an der Donau, nicht weit oberhalb von Krems, wo er bei dem Edlen Leonhard von Kirchberg gastliche Aufnahme fand.“ Die Stadt liegt gut 70km Luftlinie westlich von Wien.