Camerarius an Unbekannt (drei junge Adlige), 21.05.1565: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Adressiert an drei adlige Brüder, die in Italien studieren. Zielort erschlossen.
Adressiert an drei adlige Brüder, die in Italien studieren. Zielort erschlossen.
=== Regest ===
=== Regest ===
Die Adressaten lägen C. auch in ihrer Abwesenheit sehr am Herzen, da er ja auch ihrem Vater sehr verbunden sei. Dieser habe C. oft wegen der Erziehung der Söhne konsultiert. Es betrübe C. sehr, dass bei ihrem Aufenthalt in Italien einiges Unglück hereingebrochen sei und sie sich mit ihrem Betreuer (''praeceptor'') zerstritten hätten. Sie sollten Gott daher um Hilfe anflehen. C. glaube aber nicht, dass sie so leichtfertig oder gar unverschämt seien, den Praezeptor wegen seiner Mahnungen oder Züchtigungen zu hassen oder sich zum Feind zu machen, da er doch hoffentlich nicht säumig in seinen Pflichten gewesen sei. C. habe nicht vergessen, dass auch er als Jugendlicher manchmal weniger besonnen gehandelt habe, was ihn später reute. Ermahnung, dem Vater und dem Praezeptor als dessen Vertreter zu gehorchen. Besonders der Älteste möge die heilsamen Ratschläge des Vaters annehmen und die Lebensführung anpassen. [[Erwähnte Person::Unbekannt (Wolfgang)|Wolfgang]] (einer der Brüder) sei, wie man höre, von übermütigem Temperament. Das sei der Familie auch aufgefallen, obwohl C. ihn immer verteidigt habe. An Ausgelassenheit nehme C. nämlich keinen Anstoß, nur an Wildheit. [[Erwähnte Person::Unbekannt (Johann Georg)|Johann Georg]] aber, der als lerneifrig gelte, solle die Gelegenheit zum Studium nutzen. Viele beklagten es nämlich, dass sie sie nicht hätten.  
Die Adressaten lägen C. auch in ihrer Abwesenheit sehr am Herzen, da er ja auch ihrem Vater sehr verbunden gewesen sei. Dieser habe C. oft wegen der Erziehung der Söhne konsultiert. Es betrübe C. sehr, dass bei ihrem Aufenthalt in Italien einiges Unglück hereingebrochen sei und sie sich mit ihrem Betreuer (''praeceptor'') zerstritten hätten. Sie sollten Gott daher um Hilfe anflehen. C. glaube aber nicht, dass sie so leichtfertig oder gar unverschämt seien, den Praezeptor wegen seiner Mahnungen oder Züchtigungen zu hassen oder sich zum Feind zu machen, da er doch hoffentlich nicht säumig in seinen Pflichten gewesen sei. C. habe nicht vergessen, dass auch er als Jugendlicher manchmal weniger besonnen gehandelt habe, was ihn später reute. Ermahnung, dem Vater und dem Praezeptor als dessen Vertreter zu gehorchen. Besonders der Älteste möge die heilsamen Ratschläge des Vaters annehmen und die Lebensführung anpassen. [[Erwähnte Person::Unbekannt (Wolfgang)|Wolfgang]] (einer der Brüder) sei, wie man höre, von übermütigem Temperament. Das sei der Familie auch aufgefallen, obwohl C. ihn immer verteidigt habe. An Ausgelassenheit nehme C. nämlich keinen Anstoß, nur an Wildheit. [[Erwähnte Person::Unbekannt (Johann Georg)|Johann Georg]] aber, der als lerneifrig gelte, solle die Gelegenheit zum Studium nutzen. Viele beklagten es nämlich, dass sie sie nicht hätten.  


Mehr sei nicht hinzuzufügen. Was C. vorgebracht habe, sei ausreichend, um Ehrbarkeit und Tugendliebe zu entfachen. C. schreibe das aus Wohlwollen gegenüber den jungen Männern, und hoffentlich mit Erfolg. Andernfalls würde er qua Amt schreiben, was er selbst nicht wolle.
Mehr sei nicht hinzuzufügen. Was C. vorgebracht habe, sei ausreichend, um Ehrbarkeit und Tugendliebe zu entfachen. C. schreibe das aus Wohlwollen gegenüber den jungen Männern, und hoffentlich mit Erfolg. Andernfalls würde er qua Amt schreiben, was er selbst nicht wolle.

Version vom 17. April 2023, 15:18 Uhr



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Chronologisch vorhergehende Briefe
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Unbekannt, 13.12.155713 Dezember 1557 JL
Camerarius an Unbekannt, 15XX l1553 JL
Camerarius an Unbekannt, 15XX j1 April 1547 JL
 Briefdatum
Camerarius an Unbekannt, 28.12.157128 Dezember 1571 JL
Camerarius an Unbekannt, 29.11.157229 November 1572 JL
Camerarius an Unbekannt, 12.07.157312 Juli 1573 JL
Werksigle OCEp 0884
Zitation Camerarius an Unbekannt (drei junge Adlige), 21.05.1565, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (17.04.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0884
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 534-536
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Unbekannt
Datum 1565/05/21
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Padua
Gedicht? nein
Incipit Cum sciatis, quae fiducia mei constanter fuerit
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Pädagogik
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Notizen VG, 23.3.23: In https://books.google.de/books?id=QmwIAAAAQAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false findet sich nur ein Hinweis auf einen Adam, der Sohn Melchiors ist. Andere Söhne werden nicht genannt. Aber Melchiors jüngerer Bruder hieß Wolf und der Vater hieß Balthasar (ebda. S. 2), was ein Hinweis auf Verwandtschaft sein kann.

Vgl.: Hecker, Schriften Dr. Melchiors von Osse : mit einem Lebensabriss und einem Anhange von Briefen und Akten. Leipzig 1922, S. 568: Zwei Söhne O.s hießen Michael Friedrich und Melchior, so dass es hier wohl nicht um seine Söhne geht. Oder hatte er insgesamt fünf Söhne? Vielleicht Neffen? Also Söhne seines Bruders Wolf? Melchiors Söhne hatten als Praeceptor den Friedrich Rode, der auf JCs Empfehlung zu ihm gekommen war (vgl. Hecker S. 256 und 568). Melchior von Ossa bezeichnet C. v. Karlowitz als seinen Schwager (Hecker S. 519-520), was Hecker selbst (148a f.) bezweifelt.

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:VG
Gegengelesen von
Datumsstempel 17.04.2023
Werksigle OCEp 0884
Zitation Camerarius an Unbekannt (drei junge Adlige), 21.05.1565, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (17.04.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0884
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 534-536
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Unbekannt
Datum 1565/05/21
Datum gesichert? nein
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Padua
Gedicht? nein
Incipit Cum sciatis, quae fiducia mei constanter fuerit
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Pädagogik
Datumsstempel 17.04.2023


Adressiert an drei adlige Brüder, die in Italien studieren. Zielort erschlossen.

Regest

Die Adressaten lägen C. auch in ihrer Abwesenheit sehr am Herzen, da er ja auch ihrem Vater sehr verbunden gewesen sei. Dieser habe C. oft wegen der Erziehung der Söhne konsultiert. Es betrübe C. sehr, dass bei ihrem Aufenthalt in Italien einiges Unglück hereingebrochen sei und sie sich mit ihrem Betreuer (praeceptor) zerstritten hätten. Sie sollten Gott daher um Hilfe anflehen. C. glaube aber nicht, dass sie so leichtfertig oder gar unverschämt seien, den Praezeptor wegen seiner Mahnungen oder Züchtigungen zu hassen oder sich zum Feind zu machen, da er doch hoffentlich nicht säumig in seinen Pflichten gewesen sei. C. habe nicht vergessen, dass auch er als Jugendlicher manchmal weniger besonnen gehandelt habe, was ihn später reute. Ermahnung, dem Vater und dem Praezeptor als dessen Vertreter zu gehorchen. Besonders der Älteste möge die heilsamen Ratschläge des Vaters annehmen und die Lebensführung anpassen. Wolfgang (einer der Brüder) sei, wie man höre, von übermütigem Temperament. Das sei der Familie auch aufgefallen, obwohl C. ihn immer verteidigt habe. An Ausgelassenheit nehme C. nämlich keinen Anstoß, nur an Wildheit. Johann Georg aber, der als lerneifrig gelte, solle die Gelegenheit zum Studium nutzen. Viele beklagten es nämlich, dass sie sie nicht hätten.

Mehr sei nicht hinzuzufügen. Was C. vorgebracht habe, sei ausreichend, um Ehrbarkeit und Tugendliebe zu entfachen. C. schreibe das aus Wohlwollen gegenüber den jungen Männern, und hoffentlich mit Erfolg. Andernfalls würde er qua Amt schreiben, was er selbst nicht wolle.

(Vinzenz Gottlieb)

Anmerkungen

  • Vermutlich wurde der Familienname der Brüder im Druck zensiert, ebenso der Vorname des Ältesten.
  • Sie haben vorher in Leipzig bei C. studiert.
  • In der Matrikel der Universität (Leipzig) wurden Wintersemester 1558 drei Studenten ab Osse, höchstwahrscheinlich Brüder, in die Meißnische Nation immatrikuliert: Balthasar Friedrich, Wolfgang (zwölfjährig) und Johann Georg (zehnjährig). Alle drei immatrikulierten sich am 17.12.1563 an der Universität in Padua. Es ist möglich, dass es sich um Verwandte des vormaligen sächsischen Rates Melchior von Ossa handelte; eine Verwandtschaft ist aber nicht nachgewiesen.
  • C. kannte Ossa auch persönlich, u.a. aus den Interimsverhandlungen in Altzella (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 5350).
  • Balthasar Friedrich von Ossa wurde 1565 in Padua von einem Polen angegriffen und ist 1566 als Rektor der Juristenfakultät daselbst belegt.
  • Einen Tag vor den Brüdern immatrikulierte sich ein Caesar von Breitenbach in Padua, der zuvor in Wittenberg und Leipzig studiert hatte. Er kommt daher als Präzeptor in Frage.

Literatur und weiterführende Links