Bedrott an Camerarius, 06.12.1537: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Erwähnte Person::Johannes Sturm|(Johannes) Sturm]] sei endlich genesen und man habe vor wenigen Tagen sein Gehalt um 40 Gulden erhöht. Er sei zu den ''Analytica'' (des [[Erwähnte Person::Aristoteles]]) und zu ([[Erwähnte Person::Cicero|Ciceros]]) Rede ''Pro Quinctio'' zurückgekehrt, denn er lehre zweimal am Tag. | [[Erwähnte Person::Johannes Sturm|(Johannes) Sturm]] sei endlich genesen und man habe vor wenigen Tagen sein Gehalt um 40 Gulden erhöht. Er sei zu den ''Analytica'' (des [[Erwähnte Person::Aristoteles]]) und zu ([[Erwähnte Person::Cicero|Ciceros]]) Rede ''Pro Quinctio'' zurückgekehrt, denn er lehre zweimal am Tag. | ||
Bedrott habe von einer unerhörten Sache erfahren, die sich am 25. November ereignet habe. [[Erwähnte Person::Simon Grynäus|(Simon) Grynäus]] habe einen adligen, gebildeten und frommen Franzosen als Tischgenossen gehabt. Als dieser in ein nahe der Stadtmauer [[Erwähnter Ort::Basel|Basels]] gelegenes Dorf mit seinen Dienern gegangen sei, um Ball zu spielen, habe ihn ein Mann, der sich als Gelehrter ausgegeben habe, schändlicherweise einigen Männern ausgeliefert, die vorgaben, Feinde des französischen Königs ([[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|Franz I.]]) zu sein. Zwei seiner Diener habe man gefangen genommen. Ihr Herr sei am nächsten Tag tot in einem Wald gefunden worden, da eine Kugel (''globus bombardae'') seine Brust durchbohrt hatte. Wohin und zu wem die Gefangenen geführt wurden, hätten die Basler bereits genau herausgefunden. Sie seien entschlossen, das Unrecht zu rächen. Der Ermordete sei nämlich ein Gelehrter der [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Basel)]], überdies habe sich die Tat auf Basler Gebiet ereignet. Man habe deswegen schon eine | Bedrott habe von einer unerhörten Sache erfahren, die sich am 25. November ereignet habe. [[Erwähnte Person::Simon Grynäus|(Simon) Grynäus]] habe einen adligen, gebildeten und frommen Franzosen als Tischgenossen gehabt. Als dieser in ein nahe der Stadtmauer [[Erwähnter Ort::Basel|Basels]] gelegenes Dorf mit seinen Dienern gegangen sei, um Ball zu spielen, habe ihn ein Mann, der sich als Gelehrter ausgegeben habe, schändlicherweise einigen Männern ausgeliefert, die vorgaben, Feinde des französischen Königs ([[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|Franz I.]]) zu sein. Zwei seiner Diener habe man gefangen genommen. Ihr Herr sei am nächsten Tag tot in einem Wald gefunden worden, da eine Kugel (''globus bombardae'') seine Brust durchbohrt hatte. Wohin und zu wem die Gefangenen geführt wurden, hätten die Basler bereits genau herausgefunden. Sie seien entschlossen, das Unrecht zu rächen. Der Ermordete sei nämlich ein Gelehrter der [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Basel)]], überdies habe sich die Tat auf Basler Gebiet ereignet. Man habe deswegen schon eine Tagsatzung abgehalten, und die [[Erwähnter Ort::Bern|Berner]], die über große Macht verfügten, wie Camerarius wisse, hätten versprochen, den Baslern mit aller Macht beiseite zu stehen. Gott möge es geben, dass diese ''protasis'' nicht mehr Folgen als das tragische Ende (des Getöteten) habe. Die ganze Stadt betrauere den Tod des edlen, gebildeten und frommen Gelehrten. Sonst habe Bedrott nichts zu schreiben. | ||
Hoffentlich werde Camerarius das Böotien [[Erwähnte Person::Homer|Homers]] auch in den folgenden (Ilias-)Büchern durch Kommentare erhellen, ganz so wie er es [[Erwähntes Werk::Camerarius, Commentarius explicationis primi libri Iliados (Druck), 1538|für das erste Buch]] tat. Bedrott habe alles mit größtem Vergnügen gelesen. | Hoffentlich werde Camerarius das Böotien [[Erwähnte Person::Homer|Homers]] auch in den folgenden (Ilias-)Büchern durch Kommentare erhellen, ganz so wie er es [[Erwähntes Werk::Camerarius, Commentarius explicationis primi libri Iliados (Druck), 1538|für das erste Buch]] tat. Bedrott habe alles mit größtem Vergnügen gelesen. |
Version vom 16. März 2022, 17:41 Uhr
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Werksigle | OCEp 0255 |
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Zitation | Bedrott an Camerarius, 06.12.1537, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch, Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (16.03.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0255 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 78 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. I1v-I2v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Jakob Bedrott |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1538/12/06 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ubi ubi es, te salvum cupio, Ioachime carissime |
Link zur Handschrift | http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Politische Neuigkeiten; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | VG 16.3.22: Über den gewaltsamen Tod des Basler Gelehrten, eines Herrn von Rochefort, war zu ermitteln: die Tat geschah am 25.11.1537. In der Tagsatzung, die am 6.12.1537 begann, wurde darüber verhandelt (siehe https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/pageview/1659642): Amtliche Sammlung der ältern Eidgenössischen Abschiede, hg. v. Jakob Kaiser u.a., Vol. IV/1c, S. 911c. Damit muss das Entstehungsjahr des Briefes hinterfragt werden. Der 6.12. wäre dann aber auch fraglich, da das Ergebnis der Tagsatzung ja nicht binnen eines Tages von Basel nach Straßburg gelangt sein wird. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:US; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 16.03.2022 |
Werksigle | OCEp 0255 |
---|---|
Zitation | Bedrott an Camerarius, 06.12.1537, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch, Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (16.03.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0255 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 78 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. I1v-I2v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Jakob Bedrott |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1538/12/06 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ubi ubi es, te salvum cupio, Ioachime carissime |
Link zur Handschrift | http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Politische Neuigkeiten; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung |
Datumsstempel | 16.03.2022 |
Zielort ermittelt. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
Hinweise zur Datierung
Aufgrund der Erwähnung des 1538 erschienenen Iliaskommentars in das Jahr 1538 zu datieren.
Regest
Camerarius möge es gut gehen, wo auch immer er gerade sei. Auch wenn er noch nicht wisse, ob Camerarius nach Tübingen zurückgekehrt sei, habe Bedrott ihm dennoch schreiben wollen, weil er mit (Adam) Krafft einen so herausragenden Boten bekommen habe. Empfehlung desselben. Krafft werde Camerarius ausführlich über Bedrotts Situation berichten können.
(Johannes) Sturm sei endlich genesen und man habe vor wenigen Tagen sein Gehalt um 40 Gulden erhöht. Er sei zu den Analytica (des Aristoteles) und zu (Ciceros) Rede Pro Quinctio zurückgekehrt, denn er lehre zweimal am Tag.
Bedrott habe von einer unerhörten Sache erfahren, die sich am 25. November ereignet habe. (Simon) Grynäus habe einen adligen, gebildeten und frommen Franzosen als Tischgenossen gehabt. Als dieser in ein nahe der Stadtmauer Basels gelegenes Dorf mit seinen Dienern gegangen sei, um Ball zu spielen, habe ihn ein Mann, der sich als Gelehrter ausgegeben habe, schändlicherweise einigen Männern ausgeliefert, die vorgaben, Feinde des französischen Königs (Franz I.) zu sein. Zwei seiner Diener habe man gefangen genommen. Ihr Herr sei am nächsten Tag tot in einem Wald gefunden worden, da eine Kugel (globus bombardae) seine Brust durchbohrt hatte. Wohin und zu wem die Gefangenen geführt wurden, hätten die Basler bereits genau herausgefunden. Sie seien entschlossen, das Unrecht zu rächen. Der Ermordete sei nämlich ein Gelehrter der Universität (Basel), überdies habe sich die Tat auf Basler Gebiet ereignet. Man habe deswegen schon eine Tagsatzung abgehalten, und die Berner, die über große Macht verfügten, wie Camerarius wisse, hätten versprochen, den Baslern mit aller Macht beiseite zu stehen. Gott möge es geben, dass diese protasis nicht mehr Folgen als das tragische Ende (des Getöteten) habe. Die ganze Stadt betrauere den Tod des edlen, gebildeten und frommen Gelehrten. Sonst habe Bedrott nichts zu schreiben.
Hoffentlich werde Camerarius das Böotien Homers auch in den folgenden (Ilias-)Büchern durch Kommentare erhellen, ganz so wie er es für das erste Buch tat. Bedrott habe alles mit größtem Vergnügen gelesen.
Grüße von (Martin) Bucer und (Johannes) Sturm. Bitte um einen Antwortbrief.
Camerarius möge ihm bitte mitteilen, wo sich (Johannes) Sinapius befinde und ob die Tübinger immer noch auf ihn warteten.
(Manuel Huth)