Camerarius an Vettori, 05.06.1566: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius sei mit seinem Sohn [[Erwähnte Person:: Philipp Camerarius|Philipp]] in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]] gewesen, um nach seinem anderen Sohn [[Erwähnte Person:: Joachim Camerarius II.|Joachim]] zu sehen, als ihn ein Brief Vettoris erreicht habe. Joachim habe im vorigen Jahr geheiratet und sich dort mit seiner Frau niedergelassen, welche aber nach der Geburt eines Sohnes gestorben sei. Voller Bestürzung durch dieses Vorkommnis habe er lange weder die Zeit noch den Willen gefunden, Vettori zu antworten. | Camerarius sei mit seinem Sohn [[Erwähnte Person:: Philipp Camerarius|Philipp]] in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]] gewesen, um nach seinem anderen Sohn [[Erwähnte Person:: Joachim Camerarius II.|Joachim]] zu sehen, als ihn ein Brief Vettoris erreicht habe. Joachim habe im vorigen Jahr geheiratet und sich dort mit seiner Frau niedergelassen, welche aber nach der Geburt eines Sohnes gestorben sei. Voller Bestürzung durch dieses Vorkommnis habe er lange weder die Zeit noch den Willen gefunden, Vettori zu antworten. | ||
Er möchte zuerst auf Vettoris Ausgabe von [[Erwähnte Person::Hipparchus]] antworten. Er habe schon länger nach mehr Informationen über ihn gesucht, aber weniger erfolgreich als er es sich wünsche. Er wisse, dass [[Erwähnte Person::Aristyllus]] und [[Erwähnte Person::Timocharis]] in der Astronomie Grundlagenarbeit betrieben haben und dass Hipparchus darauf aufbaute, ohne aber die Arbeit zu Ende zu bringen und dass [[Erwähnte Person:: Ptolemaios]] das Werk schließlich vollendet habe. Wo doch Ptolemaios gut erhalten sei, dürfe man fragen, wieso man dann noch seine Vorgänger lesen sollte. Ihn interessiere es, den Fortschritt in der Wissenschaft zu sehen. Inbesondere Hipparchus sei hier von Bedeutung, den Ptolemaios schon arbeitsliebend und wahrheitsliebend genannt habe (φιλοπόνῳ τε ὁμοῦ καὶ φιλαλήθει, ''Syntaxis Mathematica'' 1,1, 191, 20). Er erwarte die Herausgabe dieser Edition als sehnlich und danke ihm im Namen aller Gelehrten herzlichst, deren Zahl sich stetig verringere. | Er möchte zuerst auf Vettoris [[Erwähntes Werk::Vettori, Hipparchi Bithyni in Arati et Eudoxi Phaenomena libri III, 1567|Ausgabe]] von [[Erwähnte Person::Hipparchus]] antworten. Er habe schon länger nach mehr Informationen über ihn gesucht, aber weniger erfolgreich als er es sich wünsche. Er wisse, dass [[Erwähnte Person::Aristyllus]] und [[Erwähnte Person::Timocharis]] in der Astronomie Grundlagenarbeit betrieben haben und dass Hipparchus darauf aufbaute, ohne aber die Arbeit zu Ende zu bringen und dass [[Erwähnte Person:: Ptolemaios]] das Werk schließlich vollendet habe. Wo doch Ptolemaios gut erhalten sei, dürfe man fragen, wieso man dann noch seine Vorgänger lesen sollte. Ihn interessiere es, den Fortschritt in der Wissenschaft zu sehen. Inbesondere Hipparchus sei hier von Bedeutung, den Ptolemaios schon arbeitsliebend und wahrheitsliebend genannt habe (φιλοπόνῳ τε ὁμοῦ καὶ φιλαλήθει, ''Syntaxis Mathematica'' 1,1, 191, 20). Er erwarte die Herausgabe dieser Edition als sehnlich und danke ihm im Namen aller Gelehrten herzlichst, deren Zahl sich stetig verringere. | ||
In Bezug auf Vettoris Wunsch, sie mögen doch näher beisammen wohnen, kann er nur entgegen, er wünsche sich dasselbe. Leider ließe das Schicksal dies nicht zu. Diese Entfremdung der Gelehrten untereinander führe zu dem fürchterlichen Zank und Streit, der die aktuelle Zeit so plage. | In Bezug auf Vettoris Wunsch, sie mögen doch näher beisammen wohnen, kann er nur entgegen, er wünsche sich dasselbe. Leider ließe das Schicksal dies nicht zu. Diese Entfremdung der Gelehrten untereinander führe zu dem fürchterlichen Zank und Streit, der die aktuelle Zeit so plage. |
Version vom 8. Juni 2021, 18:08 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1250 |
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Zitation | Camerarius an Vettori, 05.06.1566, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Maximilian Wolter (08.06.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1250 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 482-486 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | Schelhorn 1740, S. 74 (Auszug) |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Pietro Vettori |
Datum | 1566/06/05 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Non. Iunii. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Cogitantem me ac parantem aliquid literarum ad te mittere |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:HIWI7 |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 8.06.2021 |
Werksigle | OCEp 1250 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Vettori, 05.06.1566, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Maximilian Wolter (08.06.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1250 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 482-486 |
Sonstige Editionen | Schelhorn 1740, S. 74 (Auszug) |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Pietro Vettori |
Datum | 1566/06/05 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Non. Iunii. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Cogitantem me ac parantem aliquid literarum ad te mittere |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Datumsstempel | 8.06.2021 |
Regest
Camerarius sei mit seinem Sohn Philipp in Nürnberg gewesen, um nach seinem anderen Sohn Joachim zu sehen, als ihn ein Brief Vettoris erreicht habe. Joachim habe im vorigen Jahr geheiratet und sich dort mit seiner Frau niedergelassen, welche aber nach der Geburt eines Sohnes gestorben sei. Voller Bestürzung durch dieses Vorkommnis habe er lange weder die Zeit noch den Willen gefunden, Vettori zu antworten.
Er möchte zuerst auf Vettoris Ausgabe von Hipparchus antworten. Er habe schon länger nach mehr Informationen über ihn gesucht, aber weniger erfolgreich als er es sich wünsche. Er wisse, dass Aristyllus und Timocharis in der Astronomie Grundlagenarbeit betrieben haben und dass Hipparchus darauf aufbaute, ohne aber die Arbeit zu Ende zu bringen und dass Ptolemaios das Werk schließlich vollendet habe. Wo doch Ptolemaios gut erhalten sei, dürfe man fragen, wieso man dann noch seine Vorgänger lesen sollte. Ihn interessiere es, den Fortschritt in der Wissenschaft zu sehen. Inbesondere Hipparchus sei hier von Bedeutung, den Ptolemaios schon arbeitsliebend und wahrheitsliebend genannt habe (φιλοπόνῳ τε ὁμοῦ καὶ φιλαλήθει, Syntaxis Mathematica 1,1, 191, 20). Er erwarte die Herausgabe dieser Edition als sehnlich und danke ihm im Namen aller Gelehrten herzlichst, deren Zahl sich stetig verringere.
In Bezug auf Vettoris Wunsch, sie mögen doch näher beisammen wohnen, kann er nur entgegen, er wünsche sich dasselbe. Leider ließe das Schicksal dies nicht zu. Diese Entfremdung der Gelehrten untereinander führe zu dem fürchterlichen Zank und Streit, der die aktuelle Zeit so plage.
Er freue sich, dass Vettori Caselius wertschätze und gut aufgenommen habe. Er dankt Vettori für dessen Freundschaft überschwänglich und bekundet seine große Wertschätzung für dessen wissenschaftliche Leistungen und seinen großmütigen Charakter, zumal er alles getan habe, ohne Erwartung eines Danks oder einer Gegenleistung. Lebewohl.
(Maximílian Wolter)