Camerarius an Christoph von Limburg, 15.03.1546: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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=== Regest ===
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Camerarius wurde – wie schon bei anderen Gelegenheiten – vom Drucker [[Erwähnte Person::Valentin Bapst d.Ä.|Valentin Bapst]] gebeten, ihn bei der geplanten Edition der Terenzkomödien ''ad usum doctrinae puerilis & scolarum'' (a1r) zu unterstützen. Trotz vielfältiger Belastungen habe er sich an diesem nützlichen Projekt beteiligt und sich bemüht, den "zarten Händen" einen bestmöglichen Text zu übergeben, zumal [[Erwähnte Person::Terenz]] am Anfang der ''eruditio litterarum'' stehe.<br />
Camerarius wurde – wie schon bei anderen Gelegenheiten – vom Drucker [[Erwähnte Person::Valentin Bapst d.Ä.|Valentin Bapst]] gebeten, ihn bei der geplanten Edition der Terenzkomödien ''ad usum doctrinae puerilis & scolarum'' (a1r) zu unterstützen. Trotz vielfältiger Belastungen habe er sich an diesem nützlichen Projekt beteiligt und sich bemüht, den "zarten Händen" einen bestmöglichen Text zu übergeben, zumal [[Erwähnte Person::Terenz]] am Anfang der ''eruditio litterarum'' stehe.<br />
Da er keine Handschriften zur Verfügung hatte, habe er bestehende Editionen und ihre textkritischen Entscheidungen verglichen. Er charakterisiert die Güte dieser Editionen (mit Kritik an der etwas überhasteten Edition des Erasmus) und erläutert seine Editionskriterien, die sich durch höchste Skrupulosität auszeichnen. Eingriffe werden im allgemeinen nur vorgenommen, wenn sie durch ''pervetusti codices'' (a2r) gestützt werden. Vor unüberlegter Konjekturalphilologie wird eindringlich gewarnt.<br />
Da er keine Handschriften zur Verfügung hatte, habe er bestehende Editionen und ihre textkritischen Entscheidungen verglichen. Er charakterisiert die Güte dieser Editionen (mit Kritik an der etwas überhasteten Edition des [[Erwähnte Person::Erasmus von Rotterdam|Erasmus]]) und erläutert seine Editionskriterien, die sich durch höchste Skrupulosität auszeichnen. Eingriffe werden im allgemeinen nur vorgenommen, wenn sie durch ''pervetusti codices'' (a2r) gestützt werden. Vor unüberlegter Konjekturalphilologie wird eindringlich gewarnt.<br />
Er habe der Edition auch Annotationes von [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthon]] und anderen (?) in leicht überarbeiteter und erweiterter Form beigefügt. Von ihm selbst stammen die etymologischen Erklärungen der Figurennamen, die Zusammenfassungen der Szenen und Stellenvergleiche der genannten Editionen. Aus den Komödientexten entfernt hat er Prologe, die in einigen Editionen eingefügt wurden. Dies betrifft auch Prologe, die er selbst vor längerem verfasst habe und die leider sehr fehlerhaft gedruckt wurden (''Contra detraximus non apte in quibusdam exemplis insertos prologos, praesertim nostros, quos olim acturis conscripsissemus, editos neglegentissime & mendosiss(ime), a2r). Allerdings wolle er, falls möglich, diese nach den Annotata im Verbund anfügen. Bei der Gestaltung der Ausgabe habe er sich bewusst gegen eine typographische Vermengung von Text und Erläuterungen entschieden (Maxime der ''puritas'', a2v).<br />
Er habe der Edition auch Annotationes von [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthon]] und anderen (?) in leicht überarbeiteter und erweiterter Form beigefügt. Von ihm selbst stammen die etymologischen Erklärungen der Figurennamen, die Zusammenfassungen der Szenen und Stellenvergleiche der genannten Editionen. Aus den Komödientexten entfernt hat er Prologe, die in einigen Editionen eingefügt wurden. Dies betrifft auch Prologe, die er selbst vor längerem verfasst habe und die leider sehr fehlerhaft gedruckt wurden (''Contra detraximus non apte in quibusdam exemplis insertos prologos, praesertim nostros, quos olim acturis conscripsissemus, editos neglegentissime & mendosiss(ime), a2r). Allerdings wolle er, falls möglich, diese nach den Annotata im Verbund anfügen. Bei der Gestaltung der Ausgabe habe er sich bewusst gegen eine typographische Vermengung von Text und Erläuterungen entschieden (Maxime der ''puritas'', a2v).<br />
Er widmet die Ausgabe dem jungen Christoph von Limburg, da er ihn und seine Familie sehr hoch schätze, die sowohl der fränkischen Heimat des Camerarius als auch seiner Familie Gutes erwiesen habe; zudem, da er der Neffe von [[Erwähnte Person::Michael III. (Wertheim)|Graf Michael III. v. Wertheim]] sei. Falls sich Christoph noch bei ihm aufhalte, solle er ihn und den Lehrer Christoph grüßen.
Er widmet die Ausgabe dem jungen Christoph von Limburg, da er ihn und seine Familie sehr hoch schätze, die sowohl der fränkischen Heimat des Camerarius als auch seiner Familie Gutes erwiesen habe; zudem, da er der Neffe von [[Erwähnte Person::Michael III. (Wertheim)|Graf Michael III. v. Wertheim]] sei. Falls sich Christoph noch bei ihm aufhalte, solle er ihn und den Lehrer Christoph grüßen.

Version vom 12. Dezember 2017, 13:38 Uhr



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Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
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 Briefdatum
Camerarius an Christoph von Limburg, 15.03.154615 März 1546 JL

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Werksigle OCEp
Zitation Camerarius an Christoph von Limburg, 15.03.1546, bearbeitet von Marion Gindhart (12.12.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Terenz, Comoediae sex, 1546
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. a1r-a2v
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Christoph von Limburg
Datum 1546/03/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Der Widmungsbrief datiert Lips. id. Martii.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Cum chalcographus noster homo & industrius & perquam diligens
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Terenz, Comoediae sex, 1546
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Widmungsbrief; Editionskriterien; Editionsphilologie
Handschrift
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen Camerarius kennt den aktuellen Aufenthaltsort von Christoph v. Limburg nicht, nimmt aber an, er könne sich noch bei seinem Onkel Michael von Wertheim aufhalten.
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MG
Gegengelesen von
Datumsstempel 12.12.2017
Werksigle OCEp
Zitation Camerarius an Christoph von Limburg, 15.03.1546, bearbeitet von Marion Gindhart (12.12.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Terenz, Comoediae sex, 1546
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. a1r-a2v
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Christoph von Limburg
Datum 1546/03/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Der Widmungsbrief datiert Lips. id. Martii.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Cum chalcographus noster homo & industrius & perquam diligens
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Terenz, Comoediae sex, 1546
Register Widmungsbrief; Editionskriterien; Editionsphilologie
Datumsstempel 12.12.2017



Regest

Camerarius wurde – wie schon bei anderen Gelegenheiten – vom Drucker Valentin Bapst gebeten, ihn bei der geplanten Edition der Terenzkomödien ad usum doctrinae puerilis & scolarum (a1r) zu unterstützen. Trotz vielfältiger Belastungen habe er sich an diesem nützlichen Projekt beteiligt und sich bemüht, den "zarten Händen" einen bestmöglichen Text zu übergeben, zumal Terenz am Anfang der eruditio litterarum stehe.
Da er keine Handschriften zur Verfügung hatte, habe er bestehende Editionen und ihre textkritischen Entscheidungen verglichen. Er charakterisiert die Güte dieser Editionen (mit Kritik an der etwas überhasteten Edition des Erasmus) und erläutert seine Editionskriterien, die sich durch höchste Skrupulosität auszeichnen. Eingriffe werden im allgemeinen nur vorgenommen, wenn sie durch pervetusti codices (a2r) gestützt werden. Vor unüberlegter Konjekturalphilologie wird eindringlich gewarnt.
Er habe der Edition auch Annotationes von Melanchthon und anderen (?) in leicht überarbeiteter und erweiterter Form beigefügt. Von ihm selbst stammen die etymologischen Erklärungen der Figurennamen, die Zusammenfassungen der Szenen und Stellenvergleiche der genannten Editionen. Aus den Komödientexten entfernt hat er Prologe, die in einigen Editionen eingefügt wurden. Dies betrifft auch Prologe, die er selbst vor längerem verfasst habe und die leider sehr fehlerhaft gedruckt wurden (Contra detraximus non apte in quibusdam exemplis insertos prologos, praesertim nostros, quos olim acturis conscripsissemus, editos neglegentissime & mendosiss(ime), a2r). Allerdings wolle er, falls möglich, diese nach den Annotata im Verbund anfügen. Bei der Gestaltung der Ausgabe habe er sich bewusst gegen eine typographische Vermengung von Text und Erläuterungen entschieden (Maxime der puritas, a2v).
Er widmet die Ausgabe dem jungen Christoph von Limburg, da er ihn und seine Familie sehr hoch schätze, die sowohl der fränkischen Heimat des Camerarius als auch seiner Familie Gutes erwiesen habe; zudem, da er der Neffe von Graf Michael III. v. Wertheim sei. Falls sich Christoph noch bei ihm aufhalte, solle er ihn und den Lehrer Christoph grüßen.

(Marion Gindhart)

Anmerkungen

Die erwähnten Prologe wurden wohl nicht mit abgedruckt: Das gescannte unvollständige Expl. der BSB München endet auf Bl. 07v in den Annotationes Melanchthons zur letzten Szene des "Phormio". Das vollständige Tübinger Expl. endet laut Katalog mit Bl. 08v, so dass kein Platz für die Prologe geblieben sein dürfte.