Camerarius an Hessus, 1527-1530 b: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius habe den Brief des Hessus über seine Arbeit und seine Sorgen wegen der ''Adoniazusen'' (s. Anm.) gestern erhalten, als sein [[Erwähnte Person::Unbekannt|''affinis'']] (unbekannt; wohl sein Schwager) gerade anwesend war. Entschuldigung für die verzögerte Antwort. Gemeinsam werden Camerarius und Hessus alle Schwierigkeiten überwinden. Aber auch er habe solche Schwierigkeiten von diesen "Weibern" nicht erwartet. Er werde bald zu Hessus kommen und sich mit ihm beratschlagen. | Camerarius habe den Brief des Hessus über seine Arbeit und seine Sorgen wegen der ''Adoniazusen'' (s. Anm.) gestern erhalten, als sein [[Erwähnte Person::Unbekannt|''affinis'']] (unbekannt; wohl sein Schwager) gerade anwesend war. Entschuldigung für die verzögerte Antwort. Gemeinsam werden Camerarius und Hessus alle Schwierigkeiten überwinden. Aber auch er habe solche Schwierigkeiten von diesen "Weibern" nicht erwartet. Er werde bald zu Hessus kommen und sich mit ihm beratschlagen. | ||
Es sei vernünftig, dass Hessus nicht wolle, dass Camerarius seine Meinung zu seinen ''σχόλια'' schriftlich darlege, nicht weil Camerarius schriftlich mehr zu schmeicheln pflege - vielmehr urteile er schriftlich notwendigerweise freier, wie viele andere auch, da ein Brief ja nicht erröten könne -, sondern weil man achtgeben müsse, dass ein zu langer Brief keinen Verdruss errege oder widerwillig gelesen werden müsse. Er werde also tun, was Hessus wolle und die Sache persönlich mit ihm besprechen. Doch wozu? Wenn Hessus schon diese Studien nicht für seiner Person unwürdig halte, warum solle Camerarius ihm dann nicht gleich ganz knapp darlegen, was er denke? Nicht nur die Sache an sich, die vermutlich niemand kritisieren könne, sondern auch der Plan des Hessus gefalle ihm sehr gut. Immer schon sei er der Meinung gewesen, dass all jene Werke zurecht herausgegeben würden, die dem Leser größten Nutzen brächten. Hessus könne nun den Ruhm, den er bereits in einer anderen Gattung (gemeint ist wohl die Dichtung) erworben habe, nun leicht noch vermehren. Wenn sich, wie schon gesagt, Hessus zu solchen Studien herablasse, werde ihm vielleicht weniger sein herausragendes Talent, das er in dieser Gattung nicht entfalten könne, sondern seine Leidenschaft für ihre Studien die Gunst und Bewunderung aller anständigen Männer einbringen, und dennoch werde er sich Ruhm für sein Talent erwerben, (es folgt ein Vers:) weil es auch | Es sei vernünftig, dass Hessus nicht wolle, dass Camerarius seine Meinung zu seinen ''σχόλια'' schriftlich darlege, nicht weil Camerarius schriftlich mehr zu schmeicheln pflege - vielmehr urteile er schriftlich notwendigerweise freier, wie viele andere auch, da ein Brief ja nicht erröten könne -, sondern weil man achtgeben müsse, dass ein zu langer Brief keinen Verdruss errege oder widerwillig gelesen werden müsse. Er werde also tun, was Hessus wolle und die Sache persönlich mit ihm besprechen. Doch wozu? Wenn Hessus schon diese Studien nicht für seiner Person unwürdig halte, warum solle Camerarius ihm dann nicht gleich ganz knapp darlegen, was er denke? Nicht nur die Sache an sich, die vermutlich niemand kritisieren könne, sondern auch der Plan des Hessus gefalle ihm sehr gut. Immer schon sei er der Meinung gewesen, dass all jene Werke zurecht herausgegeben würden, die dem Leser größten Nutzen brächten. Hessus könne nun den Ruhm, den er bereits in einer anderen Gattung (gemeint ist wohl die Dichtung) erworben habe, nun leicht noch vermehren. Wenn sich, wie schon gesagt, Hessus zu solchen Studien herablasse, werde ihm vielleicht weniger sein herausragendes Talent, das er in dieser Gattung nicht entfalten könne, sondern seine Leidenschaft für ihre Studien die Gunst und Bewunderung aller anständigen Männer einbringen, und dennoch werde er sich Ruhm für sein Talent erwerben, (es folgt ein Vers:) weil es auch durch kleine Dingen Ehre bringen konnte. | ||
Lebewohl. | Lebewohl. |
Version vom 19. Oktober 2022, 11:32 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0171 |
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Zitation | Camerarius an Hessus, 1527-1530 b, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (19.10.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0171 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1557 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. D6r/v |
Zweitdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 385-386 |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Helius Eobanus Hessus |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Datum: zwischen 1527 und 1530 (im Druck o.D.); s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | 1527 |
Unscharfes Datum Ende | 1530 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Nürnberg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Quod scripsisti de tuo ἐν ταῖς ἀδωνιαζούσαις studia ac solicitudine |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | VG, 6.10.22: im Titel sind Absender und Empfänger vertauscht. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | Benutzer:VG |
Datumsstempel | 19.10.2022 |
Werksigle | OCEp 0171 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Hessus, 1527-1530 b, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (19.10.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0171 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1557 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. D6r/v |
Zweitdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 385-386 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Helius Eobanus Hessus |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Datum: zwischen 1527 und 1530 (im Druck o.D.); s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | 1527 |
Unscharfes Datum Ende | 1530 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Nürnberg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Quod scripsisti de tuo ἐν ταῖς ἀδωνιαζούσαις studia ac solicitudine |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese |
Datumsstempel | 19.10.2022 |
Entstehungs- und Zielort ermittelt.
Hinweise zur Datierung
Der Brief ist mutmaßlich während der Abfassungszeit von Hessus' Theokritübersetzung (1527-1530) entstanden, wie die Erwähnung des 15. Idylls nahelegt.
Regest
Camerarius habe den Brief des Hessus über seine Arbeit und seine Sorgen wegen der Adoniazusen (s. Anm.) gestern erhalten, als sein affinis (unbekannt; wohl sein Schwager) gerade anwesend war. Entschuldigung für die verzögerte Antwort. Gemeinsam werden Camerarius und Hessus alle Schwierigkeiten überwinden. Aber auch er habe solche Schwierigkeiten von diesen "Weibern" nicht erwartet. Er werde bald zu Hessus kommen und sich mit ihm beratschlagen.
Es sei vernünftig, dass Hessus nicht wolle, dass Camerarius seine Meinung zu seinen σχόλια schriftlich darlege, nicht weil Camerarius schriftlich mehr zu schmeicheln pflege - vielmehr urteile er schriftlich notwendigerweise freier, wie viele andere auch, da ein Brief ja nicht erröten könne -, sondern weil man achtgeben müsse, dass ein zu langer Brief keinen Verdruss errege oder widerwillig gelesen werden müsse. Er werde also tun, was Hessus wolle und die Sache persönlich mit ihm besprechen. Doch wozu? Wenn Hessus schon diese Studien nicht für seiner Person unwürdig halte, warum solle Camerarius ihm dann nicht gleich ganz knapp darlegen, was er denke? Nicht nur die Sache an sich, die vermutlich niemand kritisieren könne, sondern auch der Plan des Hessus gefalle ihm sehr gut. Immer schon sei er der Meinung gewesen, dass all jene Werke zurecht herausgegeben würden, die dem Leser größten Nutzen brächten. Hessus könne nun den Ruhm, den er bereits in einer anderen Gattung (gemeint ist wohl die Dichtung) erworben habe, nun leicht noch vermehren. Wenn sich, wie schon gesagt, Hessus zu solchen Studien herablasse, werde ihm vielleicht weniger sein herausragendes Talent, das er in dieser Gattung nicht entfalten könne, sondern seine Leidenschaft für ihre Studien die Gunst und Bewunderung aller anständigen Männer einbringen, und dennoch werde er sich Ruhm für sein Talent erwerben, (es folgt ein Vers:) weil es auch durch kleine Dingen Ehre bringen konnte.
Lebewohl.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "seine Arbeit und seine Sorgen wegen der Adoniazusen": Gemeint ist die Arbeit an der Übersetzung des 15. Idylls von Theokrit, das Hessus 1530/31 in seiner Theokritausgabe publizierte; vgl. auch Hessus an Camerarius, 1527-1530 m und Hessus an Camerarius, 1527-1530 n.
- "zu seinen σχόλια": Vielleicht sind die (allerdings erst) 1535 in Köln veröffentlichen In P. Virgilii Maronis Bucolica Annotationes gemeint; vgl. Hessus an Camerarius, 1527-1530 n.