Camerarius an Hessus, 1527-1530 a: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.
Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.


=== Hinweise zur Datierung ===
=== Hinweise zur Datierung ===
Der Brief ist mutmaßlich während der Abfassungszeit von Hessus' Theokritübersetzung (1527-1530) entstanden.  
Die Abfassung des Briefes fällt in die Entstehungszeit von Eobans [[Theokrit, Idyllia, 1530/31|Theokrit-Übersetzung]] (1527-1530).


=== Regest ===
=== Regest ===
(Neckisch:) Camerarius werde Hessus' Verse über das Gedicht [[Erwähnte Person::Theokrit|Theokrits]] nicht loben. Was er gesagt habe, könne Hessus allerdings von [[Erwähnte Person::Johann Mylius|(Johann) Mylius]] und ihrem Kollegen ([[Erwähnte Person::Michael Roting]]). Und was Camerarius gehört habe, das wisse (nur) er selbst. Andere sollten über ihre Gedichte sprechen, nicht sie selbst. Das Urteil guter Menschen werde auch gut ausfallen. Alle Übrigen möchten ruhig sagen, was sie wollten, zumal die Sache für sich selbst spreche.
Camerarius habe neulich die Verse gesehen, die an Hessus' Tür prangten. Anscheinend erinnerten sie ihn stärker als Hessus an ihre gemeinsame Pflicht. Es sei immer von Nutzen, was recht sei, obwohl einer aus der "gens" des Hessus (s. Anm.) geschrieben habe: Am Grund (eines Fasses) sei Sparen ja unnütz (Hesiod, Werke und Tage 369).
Aber zu(r [[Erwähntes Werk::Theokrit, Idyllia, 1530/31|Übersetzung des) Theokrit]]. Auch Camerarius schnüre es die Kehle zu, und er werde von diesem Fisch (s. Anm.) eher selbst gefangen, als dass er ihn fange. Hessus solle aber zuversichtlich sein. Sollte der Fisch nämlich allen Netzen entgleiten, werde Camerarius ihn in eine Falle locken, schwächen und dann Hessus übergeben. Solche Heilmittel kenne er (Zitat aus Euripides, Medea, Vers 718). Und Hessus wisse ja, dass er auf diesem Gebiet einiges vermöge. Sollte aber doch gleichsam eine Schuppe des Fisches den Händen ihrer Erkenntnis entgleiten, werde sich Camerarius mit Hessus' [[Erwähnte Person::Quintilian]] trösten, der sage, dass es zu den Tugenden eines Grammatikers gehöre, etwas nicht zu wissen.


Camerarius habe einen kühnen Vorstoß gemacht: Er sei erneut die griechischen Verse angegangen und habe, auf Hessus' Befehl hin, versucht, ihnen etwas Besseres als vorher zu entringen (s. Anm.). Anbei seine beiden Versuche. Hessus und Camerarius werden persönlich darüber reden. Hessus möge sie lesen ohne sie mit seinen eigenen zu vergleichen. Aber die Bedingungen des Camerarius dürften keinen Nutzen haben, sobald Hessus die Gedichte erhalten habe.
Camerarius schicke ihm eine seiner Schriften (s. Anm.). Hessus solle sie bitte sorgfältig durchlesen und (beim Korrekturlesen) gleichsam seine Gedanken auf den Nutzen für das Allgemeinwohl richten und nicht an "Mennig" (i.e. "mit Kritik"?) sparen. Was auch kommen möge, Camerarius werde froh sein, all sein Bestreben, seine Gedanken, seine Bemühungen und seine Arbeit in seine Schriften investiert zu haben, und mit gutem Gewissen alles Weitere Gott überlassen. Lebewohl.
(Manuel Huth)


Lebewohl.
=== Anmerkungen ===
* "einer aus der "gens" des Hessus": Gemeint ist wohl ein Dichter, konkret [[Erwähnte Person::Hesiod]]. Dieser schreibt allerdings δειλὴ statt δεινὴ.
* "von diesem Fisch": Camerarius bezieht sich auf das 21. Idyll, vgl. auch:
** [[OCEp 0074|Hessus an Camerarius, 1527-1530 b]]
** [[OCEp 0075|Hessus an Camerarius, 1527-1530 c]]
** [[OCEp 1380|Hessus an Camerarius, 1527-1530 f]]
** [[OCEp 0076|Hessus an Camerarius, 1527-1530 d]]
* "eine seiner Schriften": [[Heerwagen 1867]], S. 12, bezieht das auf ein für [[Briefpartner::Hieronymus Baumgartner d.Ä.|Baumgartner]] bestimmtes Gutachten über den Zustand der Nürnberger Schule und mit Vorschlägen zur Behebung der Missstände.


(Manuel Huth)
=== Vergleich der Editionen ===
* Beide Editionen weichen nur in wenigen Details voneinander ab, vor allem im Bereich der Interpunktion und der Worttrennung im griechischen Text.
* 1557 heißt es ''Quod si qua, quasi squama effugerit'', 1583 ''Quod si quae quasi squama effugerit''.
* Außerdem fehlt 1583 die Nennung von Adressat und Absender.


=== Anmerkungen ===
=== Literatur und weiterführende Links ===
* "ihnen etwas Besseres als vorher zu entringen": Es geht um Übersetzungen des 19. Idylls von Theokrit. Offenbar hatte sich Camerarius bereits einmal daran versucht und schickt nun zwei neue Versuche, die in der Ausgabe von 1557 unmittelbar hinter dem Brief abgedruckt wurden ([[Erwähntes Werk::Camerarius, Κηριοκλέπτης ἔρως, 1557 (1527-1530)]] und [[Erwähntes Werk::Camerarius, Furunculi puelli (Inc.), 1557 (1527-1530)]]). Eine andere Übersetzung des Gedichts wurde auch 1541 gedruckt, als Hessus bereits verstorben war (vgl. [[Camerarius, Forte favos puerum (Inc.), 1541]]).
* [[Krause 1879]], Bd. II, S. 15 (Erwähnung des Briefs in Verbindung mit der Hesiod-Vorlesung und [[OCEp 0089]]).

Aktuelle Version vom 2. Mai 2024, 12:07 Uhr



Werksigle OCEp 0170
Zitation Camerarius an Hessus, 1527-1530 a, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (02.05.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0170
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1557
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D5v-D6r
Zweitdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 385
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Helius Eobanus Hessus
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.
Unscharfes Datum Beginn 1527
Unscharfes Datum Ende 1530
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Nürnberg
Gedicht? nein
Incipit Vidi nuper ianuae tuae affixos versus
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen MH an mich selbst: Nachtragen: Quintilianzitat.

VG, 2.12.22: Quintilian noch nicht gefunden.

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:VG
Gegengelesen von Benutzer:JS
Datumsstempel 2.05.2024
Werksigle OCEp 0170
Zitation Camerarius an Hessus, 1527-1530 a, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (02.05.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0170
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae Eobani, 1557
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D5v-D6r
Zweitdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 385
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Helius Eobanus Hessus
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.
Unscharfes Datum Beginn 1527
Unscharfes Datum Ende 1530
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Nürnberg
Gedicht? nein
Incipit Vidi nuper ianuae tuae affixos versus
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese
Datumsstempel 2.05.2024


Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.

Hinweise zur Datierung

Die Abfassung des Briefes fällt in die Entstehungszeit von Eobans Theokrit-Übersetzung (1527-1530).

Regest

Camerarius habe neulich die Verse gesehen, die an Hessus' Tür prangten. Anscheinend erinnerten sie ihn stärker als Hessus an ihre gemeinsame Pflicht. Es sei immer von Nutzen, was recht sei, obwohl einer aus der "gens" des Hessus (s. Anm.) geschrieben habe: Am Grund (eines Fasses) sei Sparen ja unnütz (Hesiod, Werke und Tage 369).

Aber zu(r Übersetzung des) Theokrit. Auch Camerarius schnüre es die Kehle zu, und er werde von diesem Fisch (s. Anm.) eher selbst gefangen, als dass er ihn fange. Hessus solle aber zuversichtlich sein. Sollte der Fisch nämlich allen Netzen entgleiten, werde Camerarius ihn in eine Falle locken, schwächen und dann Hessus übergeben. Solche Heilmittel kenne er (Zitat aus Euripides, Medea, Vers 718). Und Hessus wisse ja, dass er auf diesem Gebiet einiges vermöge. Sollte aber doch gleichsam eine Schuppe des Fisches den Händen ihrer Erkenntnis entgleiten, werde sich Camerarius mit Hessus' Quintilian trösten, der sage, dass es zu den Tugenden eines Grammatikers gehöre, etwas nicht zu wissen.

Camerarius schicke ihm eine seiner Schriften (s. Anm.). Hessus solle sie bitte sorgfältig durchlesen und (beim Korrekturlesen) gleichsam seine Gedanken auf den Nutzen für das Allgemeinwohl richten und nicht an "Mennig" (i.e. "mit Kritik"?) sparen. Was auch kommen möge, Camerarius werde froh sein, all sein Bestreben, seine Gedanken, seine Bemühungen und seine Arbeit in seine Schriften investiert zu haben, und mit gutem Gewissen alles Weitere Gott überlassen. Lebewohl.

(Manuel Huth)

Anmerkungen

Vergleich der Editionen

  • Beide Editionen weichen nur in wenigen Details voneinander ab, vor allem im Bereich der Interpunktion und der Worttrennung im griechischen Text.
  • 1557 heißt es Quod si qua, quasi squama effugerit, 1583 Quod si quae quasi squama effugerit.
  • Außerdem fehlt 1583 die Nennung von Adressat und Absender.

Literatur und weiterführende Links

  • Krause 1879, Bd. II, S. 15 (Erwähnung des Briefs in Verbindung mit der Hesiod-Vorlesung und OCEp 0089).