Gerbel an Camerarius, 01.07.1540: Unterschied zwischen den Versionen
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=== | Zielort mutmaßlich. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet. | ||
=== Regest === | |||
Gerbel werde der Aufforderung des Camerarius bezüglich des Proöms für die [[Erwähntes Werk::Cuspinian, De Caesaribus atque Imperatoribus Romanis opus insigne, 1540|''historia'']] des [[Erwähnte Person::Johannes Cuspinian|(Johannes) Cuspinian]] mit größtmöglicher Sorgfalt und Genauigkeit nachkommen. Man könne nämlich viel Herausragendes über Cuspinian berichten. einiges besonders Erstaunliche und Lobenswerte habe Gerbel persönlich an jenem Mann beobachten können. Wenn es etwas Besonderes gebe, das bisher noch nicht von vielen behandelt wurde, werde er kurz darauf eingehen. Er werde so viel Arbeit auf das Proöm verwenden, wie ihm nötig scheine. | |||
Er tue ihm leid, dass es Camerarius noch nicht besser gehe und er bei der Heimreise (aus Plombières) mit vielen Widrigkeiten konfrontiert wurde. Aber vielleicht tröste es ihn, dass Gerbel seit über 50 Jahren noch kein härteres und verhängnisvolleres Jahr als dieses erlebt habe. Um von den vielen anderen Problemen zu schweigen: welche Krankheiten und Übel habe (allein) [[Erwähnter Ort::Hagenau]] beschert? Überall lägen die besten und berühmtesten Männer krank darnieder. Zu ihnen gehöre [[Erwähnte Person::Hieronymus Baumgartner]], der hier nun schon den zehnten Tag im Bett liege und mit Harndrang/Stuhldrang (''tenesmus'') zu kämpfen habe. Was [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthon)]] widerfahren sei, sei Camerarius schon von seinen Freunden mitgeteilt worden, wie Gerbel erfahren habe. Wenn (Melanchthon) gestorben wäre, was hätte dem Staat Schlimmeres und Verhängnisvolleres geschehen können? Wegen (Melanchthon) sei Gerbel zusammen mit seinem Söhnlein nach Hagenau gereist, damit dieser einen solch großen Mann (sc. Melanchthon) sehen könne. In Hagenau habe Gerbel dann täglich Boten nach Sachsen geschickt, um zu erfahren, wo (Melanchthon) sei und wann er kommen werde. Aber er habe immer nur unsichere und nicht vertrauenswürdige Nachrichten erhalten. Deshalb habe er alle Hoffnung fahren lassen, sei nach Hause zurückgekehrt und sich auf der Rückreise ein Steinleiden, Erbrechen, Dysenterie und irgendwelche weiteren schlimmen Krankheiten zugezogen. Und kaum hatte er sich von ihnen erholt, wurde er zuhause mit dem Tod seiner Tochter konfrontiert, die - noch ein Kleinkind - beim Treppensteigen verunglückt war. Dies schreibe er an Camerarius, damit ein jeder sein Leid gelassener ertrage, wenn er sehe, dass überall Elend und Unglück herrsche. | |||
[[Erwähnte Person::Unbekannt|Gerbels Sohn]] (unbekannt) werde sich für das elegante Geschenk des Camerarius bedanken und gelegentlich versuchen, etwas (Vergleichbares) nachzuahmen und ihm eine Kostprobe zu schicken. Gerbel habe nichts Schöneres, Prächtigeres und Erhabeneres gesehen als dieses Bild, das sein Sohn für immer schätzen werde. Gerbel selbst danke ihm nicht weniger, da er sehe, dass beide (Bilder) herausragend und bewundernswert seien. Sowohl der Charakter des Camerarius als auch sein Geschenk seien wert, dass man sich ewig an sie erinnere. | |||
Lebewohl. | |||
Könnte Gerbel doch Camerarius nur persönlich berichten, was er in Hagenau mit dem hochgelehrten [[Erwähnte Person::Lazare de Baïf]] über griechische Geschichtsschreiber geredet habe sowie über die Stelle am Ende der ''institutiones de publicis iudiciis'', wo es heißt "in Xerolopho" (s. Anm.)! | |||
Vergeblich habe Gerbel gehofft, Baïf werde zu Camerarius (nach [[Erwähnter Ort::Tübingen]]) kommen. Tatsächlich sei er aber geradewegs mit [[Erwähnte Person::Christoph (Württemberg)|Christoph von Württemberg]] zu seinem König [[Erwähnte Person::Franz I. (Frankreich)|(Franz)]] gereist. | |||
Lebewohl. Bitte um Aufrechterhaltung des Wohlwollens. | |||
(Manuel Huth) | |||
=== Anmerkungen === | |||
* "wo es heißt "in Xerolopho": Bezug auf die ''Institutiones Iustiniani'', 4, 18, 5. Anscheinend wurde in der Tradition "Xenophon" zu "Xerolopho" verlesen, vgl. https://books.google.de/books?id=BLqYHYnm7hQC (S. 427). |
Aktuelle Version vom 16. Februar 2022, 20:30 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0297 |
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Zitation | Gerbel an Camerarius, 01.07.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (16.02.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0297 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 114 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. N1r-N2r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Nikolaus Gerbel |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1540/07/01 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Kl. Iulii |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | nein |
Incipit | De Prooemio in Cuspiniani historiam quae tu admonuisti |
Link zur Handschrift | http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Werkgenese; Werkanfrage |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:US; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | Benutzer:US; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 16.02.2022 |
Werksigle | OCEp 0297 |
---|---|
Zitation | Gerbel an Camerarius, 01.07.1540, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (16.02.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0297 |
Besitzende Institution | München, BSB |
Signatur, Blatt/Seite | Clm 10368, Nr. 114 |
Ausreifungsgrad | Original |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae Eobani, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. N1r-N2r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Nikolaus Gerbel |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1540/07/01 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Kl. Iulii |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Straßburg |
Zielort | Tübingen |
Gedicht? | nein |
Incipit | De Prooemio in Cuspiniani historiam quae tu admonuisti |
Link zur Handschrift | http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104172-2 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Werkgenese; Werkanfrage |
Datumsstempel | 16.02.2022 |
Zielort mutmaßlich. Der Brief wurde für den Druck redaktionell überarbeitet.
Regest
Gerbel werde der Aufforderung des Camerarius bezüglich des Proöms für die historia des (Johannes) Cuspinian mit größtmöglicher Sorgfalt und Genauigkeit nachkommen. Man könne nämlich viel Herausragendes über Cuspinian berichten. einiges besonders Erstaunliche und Lobenswerte habe Gerbel persönlich an jenem Mann beobachten können. Wenn es etwas Besonderes gebe, das bisher noch nicht von vielen behandelt wurde, werde er kurz darauf eingehen. Er werde so viel Arbeit auf das Proöm verwenden, wie ihm nötig scheine.
Er tue ihm leid, dass es Camerarius noch nicht besser gehe und er bei der Heimreise (aus Plombières) mit vielen Widrigkeiten konfrontiert wurde. Aber vielleicht tröste es ihn, dass Gerbel seit über 50 Jahren noch kein härteres und verhängnisvolleres Jahr als dieses erlebt habe. Um von den vielen anderen Problemen zu schweigen: welche Krankheiten und Übel habe (allein) Hagenau beschert? Überall lägen die besten und berühmtesten Männer krank darnieder. Zu ihnen gehöre Hieronymus Baumgartner, der hier nun schon den zehnten Tag im Bett liege und mit Harndrang/Stuhldrang (tenesmus) zu kämpfen habe. Was Philipp (Melanchthon) widerfahren sei, sei Camerarius schon von seinen Freunden mitgeteilt worden, wie Gerbel erfahren habe. Wenn (Melanchthon) gestorben wäre, was hätte dem Staat Schlimmeres und Verhängnisvolleres geschehen können? Wegen (Melanchthon) sei Gerbel zusammen mit seinem Söhnlein nach Hagenau gereist, damit dieser einen solch großen Mann (sc. Melanchthon) sehen könne. In Hagenau habe Gerbel dann täglich Boten nach Sachsen geschickt, um zu erfahren, wo (Melanchthon) sei und wann er kommen werde. Aber er habe immer nur unsichere und nicht vertrauenswürdige Nachrichten erhalten. Deshalb habe er alle Hoffnung fahren lassen, sei nach Hause zurückgekehrt und sich auf der Rückreise ein Steinleiden, Erbrechen, Dysenterie und irgendwelche weiteren schlimmen Krankheiten zugezogen. Und kaum hatte er sich von ihnen erholt, wurde er zuhause mit dem Tod seiner Tochter konfrontiert, die - noch ein Kleinkind - beim Treppensteigen verunglückt war. Dies schreibe er an Camerarius, damit ein jeder sein Leid gelassener ertrage, wenn er sehe, dass überall Elend und Unglück herrsche.
Gerbels Sohn (unbekannt) werde sich für das elegante Geschenk des Camerarius bedanken und gelegentlich versuchen, etwas (Vergleichbares) nachzuahmen und ihm eine Kostprobe zu schicken. Gerbel habe nichts Schöneres, Prächtigeres und Erhabeneres gesehen als dieses Bild, das sein Sohn für immer schätzen werde. Gerbel selbst danke ihm nicht weniger, da er sehe, dass beide (Bilder) herausragend und bewundernswert seien. Sowohl der Charakter des Camerarius als auch sein Geschenk seien wert, dass man sich ewig an sie erinnere.
Lebewohl.
Könnte Gerbel doch Camerarius nur persönlich berichten, was er in Hagenau mit dem hochgelehrten Lazare de Baïf über griechische Geschichtsschreiber geredet habe sowie über die Stelle am Ende der institutiones de publicis iudiciis, wo es heißt "in Xerolopho" (s. Anm.)!
Vergeblich habe Gerbel gehofft, Baïf werde zu Camerarius (nach Tübingen) kommen. Tatsächlich sei er aber geradewegs mit Christoph von Württemberg zu seinem König (Franz) gereist.
Lebewohl. Bitte um Aufrechterhaltung des Wohlwollens.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "wo es heißt "in Xerolopho": Bezug auf die Institutiones Iustiniani, 4, 18, 5. Anscheinend wurde in der Tradition "Xenophon" zu "Xerolopho" verlesen, vgl. https://books.google.de/books?id=BLqYHYnm7hQC (S. 427).