Micyllus an Camerarius, vor dem 28.01.1558: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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"Während zwar große Könige diese strahlenden Geschenke bewunderten, so stehe (bei ihnen) der Helikon samt seiner Musen entblößt da." verstehe ich nicht, US
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=== Regest ===
=== Regest ===
Micyllus eröffnet das Gedicht mit einer Priamelform: Kostbare und prächtige Geschenke mögen andere schenken, er sende Camerarius seine unbedeutenden Gedichte, die zu einem begabten Manne wie Camerarius jedoch besser passten als jeder Reichtum. Es folgt ein langer Lobpreis der Dichtkunst und ihrer gewaltigen Macht. Nach der Bemerkung, dass Gedichte dem Adressat Unsterblichkeit schenken können, wendet sich das ''carmen'' erneut Camerarius zu und es folgt eine Bitte um geneigte Aufnahme desselben. [[Student::Jakob Micyllus| ]] Micyllus schulde Camerarius eigentlich mehr, denn dieser hatte ihn die griechische Sprache gelehrt. Gott möge dies Camerarius angemessen vergelten, Micyllus könne dies aufgrund seiner bescheidenen Verhältnisse leider nicht tun. Es folgt eine Reminiszenz an das friedliche goldene Zeitalter Saturns, in denen niemand reicher war als andere und es keine Armut gab, von der Micyllus nun so sehr gebeutelt werde und die es ihm nicht erlaube, Camerarius angemessen zu danken. Gott möge Camerarius gnädig sein und ein besseres Schicksal als Micyllus geben.
(Micyllus eröffnet das Gedicht mit einer Priamel:) Mögen andere goldene, glänzende Geschenke, Purpurstoffe und Gemälde alter Schlachten schenken, Gedichte hingegen seien das Geschenk Micylls. Im Vergleich zu jenen natürlich bei weitem unterlegen, so dürften die Gedichte doch nicht weniger dem Naturell des Camerarius entsprechen. Während zwar große Könige diese strahlenden Geschenke bewunderten, so stehe (bei ihnen) der Helikon samt seiner Musen entblößt da. Doch werden keine edlen Gewänder dies ändern können, sondern allein die Dichtkunst erfreue die Musen. Beispiele für die beschwichtigende Kraft der Lieder mit Verweis auf Orpheus. Weder Götter noch Tod könnten Gedichten etwas anhaben, sie seien unsterblich, wohingegen Pyramiden und Mausoleen irgendwann vergehen müssten. Wen aber die Lieder besängen, der werde solange leben, wie es Sterne am Himmel und Gras auf Erden gebe und Flüsse Wasser führten. Camerarius möge dieses Gedicht wohlwollend annehmen. Bescheidenheitstopoi. Camerarius sei [[Student::Jakob Micyllus| ]] Micylls Lehrer des Griechischen gewesen und habe in ihm die Leidenschaft für die Sprache entfacht. Dafür möge auch Gott ihm angemessen danken, denn Micyll selbst könne es aufgrund seiner bescheidenen Verhältnisse nicht tun. Weder alten Wein, noch libysches Ackerland noch Gold und Edelsteine könne er aufweisen, doch diese Verse seien der wahre Micyll. Er erinnert an das friedliche goldene Zeitalter Saturns, als niemand reicher war als andere und es die Armut noch nicht gab, von der Micyllus nun so sehr gebeutelt werde und die es ihm nicht erlaube, Camerarius einen würdigeren Dank für seine Leistungen zu übermitteln. Camerarius möge es gewogen aufnehmen. Gott möge Camerarius gnädig sein und ihm ein besseres Schicksal als Micyllus gewähren.


(Manuel Huth)
(Michael Pöschmann)

Aktuelle Version vom 9. Mai 2022, 20:37 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Micyllus an Camerarius, 10.09.155210 September 1553 JL
Camerarius an Micyllus, 13.12.154013 Dezember 1540 JL
Camerarius an Micyllus, 04.01.15374 Januar 1537 JL
 Briefdatum
Micyllus an Camerarius, vor dem 28.01.155828 Januar 1558 JL

kein passender Brief gefunden

Werksigle OCEp 0368
Zitation Micyllus an Camerarius, vor dem 28.01.1558, bearbeitet von Michael Pöschmann und Manuel Huth (09.05.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0368
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. E3r-E4r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Jakob Micyllus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.; ermitteltes Datum: vor dem 28.01.1558 (Tod des Micyllus)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende 1558-01-28
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? ja
Incipit Divitias alii mittant ac splendida dona
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefgedicht
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen nicht München, Clm, 10366, 135-138

"Während zwar große Könige diese strahlenden Geschenke bewunderten, so stehe (bei ihnen) der Helikon samt seiner Musen entblößt da." verstehe ich nicht, US

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:HIWI4; Benutzer:MH
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 9.05.2022
Werksigle OCEp 0368
Zitation Micyllus an Camerarius, vor dem 28.01.1558, bearbeitet von Michael Pöschmann und Manuel Huth (09.05.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0368
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. E3r-E4r
Fremdbrief? nein
Absender Jakob Micyllus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.; ermitteltes Datum: vor dem 28.01.1558 (Tod des Micyllus)
Unscharfes Datum Ende 1558-01-28
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? ja
Incipit Divitias alii mittant ac splendida dona
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefgedicht
Datumsstempel 9.05.2022


Regest

(Micyllus eröffnet das Gedicht mit einer Priamel:) Mögen andere goldene, glänzende Geschenke, Purpurstoffe und Gemälde alter Schlachten schenken, Gedichte hingegen seien das Geschenk Micylls. Im Vergleich zu jenen natürlich bei weitem unterlegen, so dürften die Gedichte doch nicht weniger dem Naturell des Camerarius entsprechen. Während zwar große Könige diese strahlenden Geschenke bewunderten, so stehe (bei ihnen) der Helikon samt seiner Musen entblößt da. Doch werden keine edlen Gewänder dies ändern können, sondern allein die Dichtkunst erfreue die Musen. Beispiele für die beschwichtigende Kraft der Lieder mit Verweis auf Orpheus. Weder Götter noch Tod könnten Gedichten etwas anhaben, sie seien unsterblich, wohingegen Pyramiden und Mausoleen irgendwann vergehen müssten. Wen aber die Lieder besängen, der werde solange leben, wie es Sterne am Himmel und Gras auf Erden gebe und Flüsse Wasser führten. Camerarius möge dieses Gedicht wohlwollend annehmen. Bescheidenheitstopoi. Camerarius sei Micylls Lehrer des Griechischen gewesen und habe in ihm die Leidenschaft für die Sprache entfacht. Dafür möge auch Gott ihm angemessen danken, denn Micyll selbst könne es aufgrund seiner bescheidenen Verhältnisse nicht tun. Weder alten Wein, noch libysches Ackerland noch Gold und Edelsteine könne er aufweisen, doch diese Verse seien der wahre Micyll. Er erinnert an das friedliche goldene Zeitalter Saturns, als niemand reicher war als andere und es die Armut noch nicht gab, von der Micyllus nun so sehr gebeutelt werde und die es ihm nicht erlaube, Camerarius einen würdigeren Dank für seine Leistungen zu übermitteln. Camerarius möge es gewogen aufnehmen. Gott möge Camerarius gnädig sein und ihm ein besseres Schicksal als Micyllus gewähren.

(Michael Pöschmann)