Camerarius an Hier. Wolf, 30.12.1553: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 27: Zeile 27:


=== Regest ===  
=== Regest ===  
Camerarius klagt über sein Stufenjahr (s. Anm.). Sehr großen Verdruss habe es ihm bereitet, dass ihn in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]] kein Brief von Wolf erreicht habe, denn er hätte sich leicht überzeugen lassen, (zu Wolf) nach ([[Erwähnter Ort::Augsburg]]) zu reisen, da ihn in Nürnberg verschiedene Gedanken nicht mehr losgelassen hätten. Jedoch erst nach seiner Abreise sei Wolfs Brief bei seiner Familie (in Nürnberg) angekommen und erst kürzlich habe er ihn hier (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) erhalten.  
Camerarius klagt über sein Stufenjahr (s. Anm.). Sehr großen Verdruss habe es ihm bereitet, dass ihn in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]] kein Brief von Wolf erreicht habe, denn er hätte sich leicht überzeugen lassen, (zu Wolf) nach ([[Erwähnter Ort::Augsburg]]) zu reisen, da ihn in Nürnberg verschiedene Gedanken nicht mehr losgelassen hätten. Jedoch erst nach seiner Abreise sei Wolfs Brief bei seiner Familie (in Nürnberg) angekommen und erst kürzlich habe er ihn hier (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) erhalten. Camerarius hätte die (oben erwähnte und lediglich angedachte) Reise (nach Augsburg) allein, nur in Begleitung seiner Musen, unternommen, welche in dieser Notlage des Reiches (gemeint ist der zweite Markgrafenkrieg) und wegen der Sorgen des Camerarius ihre Eleganz und Heiterkeit verloren hätten. Von seinen Augsburger Gastgebern und der angenehmen Gesellschaft Wolfs und [[Erwähnte Person::Cyprian Leowitz|Cyprian (Leowitz')]] hätte er sich dann erhofft, dass seine Musen etwas Erholung fänden und zurück zu ihrer alten Eleganz fänden. Nun jedoch habe er an die [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Leipzig)]] zurückkehren müssen und erwarte im Vertrauen auf Gott seine Zukunft. Ohnehin hätte er beim Betrachten der Gärten (der Fugger) jetzt weder, wie Odysseus (s. Anm.), Freude gewinnen können noch neue Erkenntnisse. Hoffentlich biete sich im Sommer eine Gelegenheit, die Reise nachzuholen, und hoffentlich stünden kein Unglück oder die vielen Fremden in der Stadt (''πολυάνθρωπος ξενοδοχία'') dem Vorhaben im Wege.
 
Camerarius hätte die (ihm vorschwebende) Reise (nach Augsburg) allein, nur in Begleitung seiner Musen, unternommen. welche in dieser Notlage des Reiches (gemeint ist der zweite Markgrafenkrieg) und wegen der Sorgen des Camerarius ihre Eleganz und Heiterkeit verloren hätten. Er hätte sich von seinen Gastgebern und der angenehmen Gesellschaft Wolf und [[Erwähnte Person::Cyprian Leowitz|Cyprian (Leowitz')]] erhofft, dass sich seine Musen etwas erholt und ihre Eleganz wiedergewonnen hätten. Nun sei er zurückgekehrt zur [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Leipzig)]] und erwarte im Vertrauen auf Gott seine Zukunft. Beim Betrachten der Gärten (der Fugger) hätte er jetzt weder, wie Odysseus (s. Anm.), Freude gewinnen können noch neue Erkenntnisse. Hoffentlich biete sich im Sommer eine Gelegenheit, die Reise nachzuholen, falls kein Unglück geschehe oder die die vielen Fremden in der Stadt (''πολυάνθρωπος ξενοδοχία'') dem Vorhaben im Wege stünden.


Derjenige, den Wolf mit einem so schrecklichen Namen (sc. πυριφλεγέθων, s. Anm.) zu bezeichnen pflege, solle den (Augsburgern) irgendwelche Schwierigkeiten machen. Camerarius zeigt sich bestürzt ob dieser Nachricht.
Derjenige, den Wolf mit einem so schrecklichen Namen (sc. πυριφλεγέθων, s. Anm.) zu bezeichnen pflege, solle den (Augsburgern) irgendwelche Schwierigkeiten machen. Camerarius zeigt sich bestürzt ob dieser Nachricht.


Camerarius schicke wie gewöhnlich Neujahrsgrüße in Versform. Wie er höre, schätze Wolf [[Erwähnte Person::Unbekannt (Petrus)|Petrus]] sehr, dafür danke Camerarius in seinem Namen. Lebewohl.
Camerarius schicke wie gewöhnlich Neujahrsgrüße in Versform. Wie er höre, schätze Wolf [[Erwähnte Person::Petrus Ketzmann|Petrus (Ketzmann)]] sehr, dafür danke Camerarius in seinem Namen. Lebewohl.


=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
* "Camerarius klagt über sein Stufenjahr: Es handelt sich um die Vorstellung, dass das Leben stufenartig verläuft, wobei jedes 7. oder jedes 9. Jahr als besonders gefährlich gilt. Camerarius bezieht sich also auf sein 54. Lebensjahr.
* "Camerarius klagt über sein Stufenjahr: Es handelt sich um die Vorstellung, dass das Leben stufenartig verläuft, wobei jedes 7. oder jedes 9. Jahr als besonders gefährlich gilt. Camerarius bezieht sich also auf sein 54. Lebensjahr.
* "mit einem so schrecklichen Namen": Aus dem Antwortbrief vom [[Hier. Wolf an Camerarius, 26.02.1554|26.02.1554]] geht hervor, dass Wolf das Wort "πυριφλεγέθων" verwendet. Vielleicht bezieht es sich auf die grausame Kriegsführung oder den Charakter von [[Erwähnte Person::Albrecht Alkibiades]].
* "mit einem so schrecklichen Namen": Aus dem Antwortbrief vom [[Hier. Wolf an Camerarius, 26.02.1554|26.02.1554]] geht hervor, dass Wolf das Wort "πυριφλεγέθων" verwendet. Vielleicht bezieht es sich auf die grausame Kriegsführung oder den Charakter von [[Erwähnte Person::Albrecht Alkibiades]].

Version vom 30. Mai 2017, 11:02 Uhr



Werksigle OCEp 812
Zitation Camerarius an Hier. Wolf, 30.12.1553, bearbeitet von Manuel Huth (30.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_812
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 454-455
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen Zäh 2013, Nr. 69
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hieronymus Wolf
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Das Datum im Druck ist nicht eindeutig, es könnte als entweder 30.12.1553 oder 30.12.1554 aufgelöst werden (3. Cal. Ian. 1554). Der Antwortbrief ist jedoch am 26.02.1554 verfasst worden.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Clemacter hic noster satis nos exercet
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Biographisches (Reise)
Handschrift
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen πυριφλεγέθων und πολυάνθρωπος ξενοδοχία unklar. Wenn der Brief doch auf den 30.12.1554 zu datieren wäre, könnte auf den Reichstag von 1555 angespielt werden. Aber wer wäre dann mit πυριφλεγέθων gemeint. Datierung über Stufenjahr möglich?
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH
Gegengelesen von
Datumsstempel 30.05.2017
Werksigle OCEp 812
Zitation Camerarius an Hier. Wolf, 30.12.1553, bearbeitet von Manuel Huth (30.05.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_812
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 454-455
Sonstige Editionen Zäh 2013, Nr. 69
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hieronymus Wolf
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Das Datum im Druck ist nicht eindeutig, es könnte als entweder 30.12.1553 oder 30.12.1554 aufgelöst werden (3. Cal. Ian. 1554). Der Antwortbrief ist jedoch am 26.02.1554 verfasst worden.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Clemacter hic noster satis nos exercet
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Biographisches (Reise)
Datumsstempel 30.05.2017

ACHTUNG KEIN DATUM GEFUNDEN


Entstehungsort ermittelt lt. Zäh.

Regest

Camerarius klagt über sein Stufenjahr (s. Anm.). Sehr großen Verdruss habe es ihm bereitet, dass ihn in Nürnberg kein Brief von Wolf erreicht habe, denn er hätte sich leicht überzeugen lassen, (zu Wolf) nach (Augsburg) zu reisen, da ihn in Nürnberg verschiedene Gedanken nicht mehr losgelassen hätten. Jedoch erst nach seiner Abreise sei Wolfs Brief bei seiner Familie (in Nürnberg) angekommen und erst kürzlich habe er ihn hier (in Leipzig) erhalten. Camerarius hätte die (oben erwähnte und lediglich angedachte) Reise (nach Augsburg) allein, nur in Begleitung seiner Musen, unternommen, welche in dieser Notlage des Reiches (gemeint ist der zweite Markgrafenkrieg) und wegen der Sorgen des Camerarius ihre Eleganz und Heiterkeit verloren hätten. Von seinen Augsburger Gastgebern und der angenehmen Gesellschaft Wolfs und Cyprian (Leowitz') hätte er sich dann erhofft, dass seine Musen etwas Erholung fänden und zurück zu ihrer alten Eleganz fänden. Nun jedoch habe er an die Universität (Leipzig) zurückkehren müssen und erwarte im Vertrauen auf Gott seine Zukunft. Ohnehin hätte er beim Betrachten der Gärten (der Fugger) jetzt weder, wie Odysseus (s. Anm.), Freude gewinnen können noch neue Erkenntnisse. Hoffentlich biete sich im Sommer eine Gelegenheit, die Reise nachzuholen, und hoffentlich stünden kein Unglück oder die vielen Fremden in der Stadt (πολυάνθρωπος ξενοδοχία) dem Vorhaben im Wege.

Derjenige, den Wolf mit einem so schrecklichen Namen (sc. πυριφλεγέθων, s. Anm.) zu bezeichnen pflege, solle den (Augsburgern) irgendwelche Schwierigkeiten machen. Camerarius zeigt sich bestürzt ob dieser Nachricht.

Camerarius schicke wie gewöhnlich Neujahrsgrüße in Versform. Wie er höre, schätze Wolf Petrus (Ketzmann) sehr, dafür danke Camerarius in seinem Namen. Lebewohl.

Anmerkungen

  • "Camerarius klagt über sein Stufenjahr: Es handelt sich um die Vorstellung, dass das Leben stufenartig verläuft, wobei jedes 7. oder jedes 9. Jahr als besonders gefährlich gilt. Camerarius bezieht sich also auf sein 54. Lebensjahr.
  • "mit einem so schrecklichen Namen": Aus dem Antwortbrief vom 26.02.1554 geht hervor, dass Wolf das Wort "πυριφλεγέθων" verwendet. Vielleicht bezieht es sich auf die grausame Kriegsführung oder den Charakter von Albrecht Alkibiades.