Camerarius an Stigel, 13.08.15XX: Unterschied zwischen den Versionen
MH (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
MH (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 17: | Zeile 17: | ||
|Register=Komödie;Biographisches (Rezeption) | |Register=Komödie;Biographisches (Rezeption) | ||
|Paratext_jn=nein | |Paratext_jn=nein | ||
|Regest_jn= | |Regest_jn=ja | ||
|Notizen=An US/Korrekturleser: Bitte nochmal ansehen, ob alles so passt. War teilweise etwas unsicher. ἰδιωτισμοί ist mir auch nicht klar | |||
|Handschrift=unbekannt | |Handschrift=unbekannt | ||
|Bearbeitungsstand= | |Bearbeitungsstand=korrigiert | ||
|Wiedervorlage=ja | |Wiedervorlage=ja | ||
|Bearbeiter=MH | |Bearbeiter=MH | ||
Zeile 25: | Zeile 26: | ||
=== Regest === | === Regest === | ||
Dank für den Brief Stigels. Camerarius hatte bereits ein oder zwei Briefe geschrieben ohne eine Antwort zu erhalten. | Dank für den Brief Stigels. Camerarius hatte bereits ein oder zwei Briefe geschrieben ohne eine Antwort zu erhalten. | ||
Er freue sich, dass Stigel seine Verse (nicht identifiziertes Werk) gefielen. Stigel könne nicht entgangen sein, was Camerarius mit ihnen bezwecke und was man gewöhnlich in der ganzen Gattung (der Komödie?) bezwecke. Dank dafür, dass Stigel sogar seine ἰδιωτισμοί (vulgäre oder volkssprachliche Verse?) gütig aufnehme. Es zeuge von Stigels Freundschaft zu Camerarius und einem aufrichtigen Charakter. Leute hingegen, die solche Schriften allzu pedantisch prüften oder sie allzu heftig schmähten, müssten ungnädig und schlecht sein, weil sie den Schriften des Camerarius nicht einmal etwas Freiheit zugeständen und seine an die Allgemeinheit berichteten Bemerkungen verspotteten und sie dabei auf Andere oder sich selbst bezögen. Auf wie viele und herrliche Weisen habe die alte Komödie der Polis öffentlich Vorwürfe gemacht, wenn sie sie zum Verleumder, zum Unruhestifter, Übeltäter, Griesgram, ja sogar Musenfeind machte sowie ihr weitere Vorwürfe entgegenbrachte. Denn Dichter dieser Art (Komödiendichter) wollten wegen ihres Geschicks und der Mahnungen bewundert werden, mit der sie die Menschen im Staate besser machen wollten, wie Aeschylos bei Aristophanes sage (Aristophanes, Frösche 1009 f.). Niemand aber sei damals (in Griechenland) so dünnhäutig gewesen (wörtlich: „hatte so zarte und weiche Ohren“), dass er sich durch diese Aussagen beleidigt fühlte, als ob sie sich auf ihn persönlich bezögen. Aber Camerarius gebe zu, dass diese Art von Gelehrtheit (oder: diese Gattung den Gelehrten) verhasst sei, und dennoch habe sich Camerarius bemüht, den Hass abzuwenden, indem er sorgfältig entfernte, was er (vorher als Zitat) hinzugefügt hatte: | Er freue sich, dass Stigel seine Verse (nicht identifiziertes Werk) gefielen. Stigel könne nicht entgangen sein, was Camerarius mit ihnen bezwecke und was man gewöhnlich in der ganzen Gattung (der Komödie?) bezwecke. Dank dafür, dass Stigel sogar seine ἰδιωτισμοί (vulgäre oder volkssprachliche Verse?) gütig aufnehme. Es zeuge von Stigels Freundschaft zu Camerarius und einem aufrichtigen Charakter. Leute hingegen, die solche Schriften allzu pedantisch prüften oder sie allzu heftig schmähten, müssten ungnädig und schlecht sein, weil sie den Schriften des Camerarius nicht einmal etwas Freiheit zugeständen und seine an die Allgemeinheit berichteten Bemerkungen verspotteten und sie dabei auf Andere oder sich selbst bezögen. Auf wie viele und herrliche Weisen habe die alte Komödie der Polis öffentlich Vorwürfe gemacht, wenn sie sie zum Verleumder, zum Unruhestifter, Übeltäter, Griesgram, ja sogar Musenfeind machte sowie ihr weitere Vorwürfe entgegenbrachte. Denn Dichter dieser Art (Komödiendichter) wollten wegen ihres Geschicks und der Mahnungen bewundert werden, mit der sie die Menschen im Staate besser machen wollten, wie Aeschylos bei Aristophanes sage (Aristophanes, Frösche 1009 f.). Niemand aber sei damals (in Griechenland) so dünnhäutig gewesen (wörtlich: „hatte so zarte und weiche Ohren“), dass er sich durch diese Aussagen beleidigt fühlte, als ob sie sich auf ihn persönlich bezögen. Aber Camerarius gebe zu, dass diese Art von Gelehrtheit (oder: diese Gattung den Gelehrten) verhasst sei, und dennoch habe sich Camerarius bemüht, den Hass abzuwenden, indem er sorgfältig entfernte, was er (vorher als Zitat) hinzugefügt hatte: "Aber man entkommt dem Biss des Denunzianten nicht," wie Camerarius selbst erfahren müsse. Camerarius könne noch mehr über die Edition und seine Aufrichtigkeit sagen. Aber da Stigel ihn nicht anklage, sondern vielmehr in Schutz nehme, müsse er nicht mehr dazu sagen, und nicht einmal den anderen gegenüber, denen seine ängstliche Verteidigungsrede Anlass zum Tadeln bieten würde. Wortreiche Zeitenklage. | ||
Beteuerung der gemeinsamen Freundschaft. Camerarius bereite sich lieber darauf vor, die Zukunft zu ertragen, anstatt sich (in diesem Brief weiter) über die jüngsten Ereignisse zu beklagen. | Beteuerung der gemeinsamen Freundschaft. Camerarius bereite sich lieber darauf vor, die Zukunft zu ertragen, anstatt sich (in diesem Brief weiter) über die jüngsten Ereignisse zu beklagen. |
Version vom 22. Januar 2019, 19:11 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
|
|
|
Werksigle | OCEp 0794 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stigel, 13.08.15XX, bearbeitet von Manuel Huth (22.01.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0794 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 424-426 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Stigel |
Datum | |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 13.08.15XX (Id. VIlis; im Druck o.J.); spätestmögliches Jahr: 1561 (Stigel starb am 11.02.1561) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | 1561-08-13 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Accepi tuas litteras, quae mihi fuerunt iucundiss. |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Komödie; Biographisches (Rezeption) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | An US/Korrekturleser: Bitte nochmal ansehen, ob alles so passt. War teilweise etwas unsicher. ἰδιωτισμοί ist mir auch nicht klar |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 22.01.2019 |
Werksigle | OCEp 0794 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stigel, 13.08.15XX, bearbeitet von Manuel Huth (22.01.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0794 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 424-426 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Stigel |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 13.08.15XX (Id. VIlis; im Druck o.J.); spätestmögliches Jahr: 1561 (Stigel starb am 11.02.1561) |
Unscharfes Datum Ende | 1561-08-13 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Accepi tuas litteras, quae mihi fuerunt iucundiss. |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Komödie; Biographisches (Rezeption) |
Datumsstempel | 22.01.2019 |
Regest
Dank für den Brief Stigels. Camerarius hatte bereits ein oder zwei Briefe geschrieben ohne eine Antwort zu erhalten. Er freue sich, dass Stigel seine Verse (nicht identifiziertes Werk) gefielen. Stigel könne nicht entgangen sein, was Camerarius mit ihnen bezwecke und was man gewöhnlich in der ganzen Gattung (der Komödie?) bezwecke. Dank dafür, dass Stigel sogar seine ἰδιωτισμοί (vulgäre oder volkssprachliche Verse?) gütig aufnehme. Es zeuge von Stigels Freundschaft zu Camerarius und einem aufrichtigen Charakter. Leute hingegen, die solche Schriften allzu pedantisch prüften oder sie allzu heftig schmähten, müssten ungnädig und schlecht sein, weil sie den Schriften des Camerarius nicht einmal etwas Freiheit zugeständen und seine an die Allgemeinheit berichteten Bemerkungen verspotteten und sie dabei auf Andere oder sich selbst bezögen. Auf wie viele und herrliche Weisen habe die alte Komödie der Polis öffentlich Vorwürfe gemacht, wenn sie sie zum Verleumder, zum Unruhestifter, Übeltäter, Griesgram, ja sogar Musenfeind machte sowie ihr weitere Vorwürfe entgegenbrachte. Denn Dichter dieser Art (Komödiendichter) wollten wegen ihres Geschicks und der Mahnungen bewundert werden, mit der sie die Menschen im Staate besser machen wollten, wie Aeschylos bei Aristophanes sage (Aristophanes, Frösche 1009 f.). Niemand aber sei damals (in Griechenland) so dünnhäutig gewesen (wörtlich: „hatte so zarte und weiche Ohren“), dass er sich durch diese Aussagen beleidigt fühlte, als ob sie sich auf ihn persönlich bezögen. Aber Camerarius gebe zu, dass diese Art von Gelehrtheit (oder: diese Gattung den Gelehrten) verhasst sei, und dennoch habe sich Camerarius bemüht, den Hass abzuwenden, indem er sorgfältig entfernte, was er (vorher als Zitat) hinzugefügt hatte: "Aber man entkommt dem Biss des Denunzianten nicht," wie Camerarius selbst erfahren müsse. Camerarius könne noch mehr über die Edition und seine Aufrichtigkeit sagen. Aber da Stigel ihn nicht anklage, sondern vielmehr in Schutz nehme, müsse er nicht mehr dazu sagen, und nicht einmal den anderen gegenüber, denen seine ängstliche Verteidigungsrede Anlass zum Tadeln bieten würde. Wortreiche Zeitenklage.
Beteuerung der gemeinsamen Freundschaft. Camerarius bereite sich lieber darauf vor, die Zukunft zu ertragen, anstatt sich (in diesem Brief weiter) über die jüngsten Ereignisse zu beklagen.
Segenswunsch. Lebewohl.
(Manuel Huth)