Camerarius an Stiebar, 01.1531: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius klagt über die prekären gegenwärtigen Zustände (auch über die Lage in Franken), über den Niedergang der ''studia'' und über Unbilden, die ihn persönlich betreffen (''maximis & turbulentissimis tempestatibus sum agitatus domesticarum molestiarum & externi odii'', Bl. A4r). Dazu ebd.: ''Cum enim patriam meam tenerent ii, qui & doctrinae & sanctimoniae appellationibus uterentur, & huius nomine potentiam ac regnum possiderent, (…) fortasse neque ingenium mihi, neque dexteritas defuisset, qua ad aliquos honores pervenirem''.<br /> | Camerarius klagt über die prekären gegenwärtigen Zustände (auch über die Lage in Franken), über den Niedergang der ''studia'' und über Unbilden, die ihn persönlich betreffen (''maximis & turbulentissimis tempestatibus sum agitatus domesticarum molestiarum & externi odii'', Bl. A4r). Dazu ebd.: ''Cum enim patriam meam tenerent ii, qui & doctrinae & sanctimoniae appellationibus uterentur, & huius nomine potentiam ac regnum possiderent, (…) fortasse neque ingenium mihi, neque dexteritas defuisset, qua ad aliquos honores pervenirem''.<br /> | ||
Er reflektiert über die Zeit des Bauernkriegs (er blieb bei seinem Vater), die Reise danach (durch Preußen), seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit und die folgenden ''fluctus irarum'', die dann allerdings über seinem Bruder Hieronymus zusammenschlugen: Camerarius empört sich über die jeder Grundlage entbehrenden Verhaftung seines Bruders (11.02.1527) aufgrund der Willkür und Hinterlist des Bamberger Bischofs | Er reflektiert über die Zeit des Bauernkriegs (er blieb bei seinem Vater), die Reise danach (durch Preußen), seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit und die folgenden ''fluctus irarum'', die dann allerdings über seinem Bruder Hieronymus zusammenschlugen: Camerarius empört sich in einer Invektive über die jeder Grundlage entbehrenden Verhaftung seines Bruders (11.02.1527) aufgrund der Willkür und Hinterlist des Bamberger Bischofs, die sich auch gegen ihn wandte (C. verweist auf seine diesbezüglichen Briefe an Stiebar).<br /> | ||
Seine ''studia'' dienen ihm als Trost und Medizin, auch wenn sie für niemanden sonst Bedeutung haben sollten. Camerarius beschäftigt sich in erster Linie mit der Textrestituierung antiker Werke und klagt über die vielen schlechten Bücher, die den Markt überschwemmen; er hofft, mit seiner Ausgabe der ersten beiden Bücher der "Institutio oratoria" alle zuvor von den ''correctores'' oder den ''librarii'' verschuldeten Fehler ausgemerzt zu haben. Er hat Quintilian auch deswegen ausgewählt, da Stiebar ihm signalisiert habe, dass er die ihm gewidmete [[Quintilian, Institutionum liber decimus, 1527|Ausgabe des 10. Buches]] mit Nutzen gelesen habe, und da der ''optimus scriptor'' textlich | Seine ''studia'' dienen ihm als Trost und Medizin, auch wenn sie für niemanden sonst Bedeutung haben sollten. Camerarius beschäftigt sich in erster Linie mit der Textrestituierung antiker Werke und klagt über die vielen schlechten Bücher, die den Markt überschwemmen; er hofft, mit seiner Ausgabe der ersten beiden Bücher der "Institutio oratoria" alle zuvor von den ''correctores'' oder den ''librarii'' verschuldeten Fehler ausgemerzt zu haben. Er hat Quintilian auch deswegen ausgewählt, da Stiebar ihm signalisiert habe, dass er die ihm gewidmete [[Quintilian, Institutionum liber decimus, 1527|Ausgabe des 10. Buches]] mit Nutzen gelesen habe, und da der ''optimus scriptor'' textlich besonders entstellt sei. Er verweist auf die Heidelberger Kollation von Grynäus und zwei (!) weitere Handschriften (vgl. dazu [[Brief an Stiebar, 30.06.1527]]). |
Version vom 14. Februar 2017, 12:25 Uhr
kein passender Brief gefunden |
kein passender Brief gefunden |
Werksigle | OCEp Stiebar (E), 01.1531 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 01.1531, bearbeitet von Marion Gindhart (14.02.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_Stiebar_(E),_01.1531 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Quintilian, Institutionum oratoriarum libri duo, 1531 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A8r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar |
Datum | Januar 1531 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Der Kolophon des Drucks gibt das Datum Anno M.D.XXXI. Mense Ianuario. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | |
Incipit | Respicienti interdum mihi, & cogitationem retro abducenti ad patrum et maiorum nostrorum tempora |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Quintilian, Institutionum oratoriarum libri duo, 1531 |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | |
Handschrift | |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 14.02.2017 |
Werksigle | OCEp Stiebar (E), 01.1531 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 01.1531, bearbeitet von Marion Gindhart (14.02.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_Stiebar_(E),_01.1531 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Quintilian, Institutionum oratoriarum libri duo, 1531 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A8r |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar |
Datum | Januar 1531 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Der Kolophon des Drucks gibt das Datum Anno M.D.XXXI. Mense Ianuario. |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Incipit | Respicienti interdum mihi, & cogitationem retro abducenti ad patrum et maiorum nostrorum tempora |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Quintilian, Institutionum oratoriarum libri duo, 1531 |
Datumsstempel | 14.02.2017 |
[[Kategorie:Fehler: Ungültige Zeitangabe]]
Regest
Camerarius klagt über die prekären gegenwärtigen Zustände (auch über die Lage in Franken), über den Niedergang der studia und über Unbilden, die ihn persönlich betreffen (maximis & turbulentissimis tempestatibus sum agitatus domesticarum molestiarum & externi odii, Bl. A4r). Dazu ebd.: Cum enim patriam meam tenerent ii, qui & doctrinae & sanctimoniae appellationibus uterentur, & huius nomine potentiam ac regnum possiderent, (…) fortasse neque ingenium mihi, neque dexteritas defuisset, qua ad aliquos honores pervenirem.
Er reflektiert über die Zeit des Bauernkriegs (er blieb bei seinem Vater), die Reise danach (durch Preußen), seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit und die folgenden fluctus irarum, die dann allerdings über seinem Bruder Hieronymus zusammenschlugen: Camerarius empört sich in einer Invektive über die jeder Grundlage entbehrenden Verhaftung seines Bruders (11.02.1527) aufgrund der Willkür und Hinterlist des Bamberger Bischofs, die sich auch gegen ihn wandte (C. verweist auf seine diesbezüglichen Briefe an Stiebar).
Seine studia dienen ihm als Trost und Medizin, auch wenn sie für niemanden sonst Bedeutung haben sollten. Camerarius beschäftigt sich in erster Linie mit der Textrestituierung antiker Werke und klagt über die vielen schlechten Bücher, die den Markt überschwemmen; er hofft, mit seiner Ausgabe der ersten beiden Bücher der "Institutio oratoria" alle zuvor von den correctores oder den librarii verschuldeten Fehler ausgemerzt zu haben. Er hat Quintilian auch deswegen ausgewählt, da Stiebar ihm signalisiert habe, dass er die ihm gewidmete Ausgabe des 10. Buches mit Nutzen gelesen habe, und da der optimus scriptor textlich besonders entstellt sei. Er verweist auf die Heidelberger Kollation von Grynäus und zwei (!) weitere Handschriften (vgl. dazu Brief an Stiebar, 30.06.1527).