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Glaubt man Camerarius' [[Erwähntes Werk::OCEp 1468|Widmungsbrief]] an [[Erwähnte Person::Justus Jonas]], war es wie auch in anderen Fällen seine schlechte Gesundheit, die den Anstoß zu seiner Beschäftigung mit [[Erwähnte Person::Theodoret]] gab.<ref>Wenn Camerarius krank darniederlag, pflegte er zu lesen; die daraus resultierende intensive Beschäftigung mit einem Stoff äußerte sich in der Folge immer wieder in literarischer Produktivität. Vgl. hierzu → [[Medizin (CamLex)#Krankheit als Impulsgeber|'''Medizin''']]. So führte eine Krankheit 1538 letztlich zur Abfassung und Publikation mehrerer hippologischer Schriften (→ [[Naturkunde (CamLex)#Die hippologischen Schriften – Camerarius' Steckenpferd?|'''Naturkunde''']]).</ref> | Glaubt man Camerarius' [[Erwähntes Werk::OCEp 1468|Widmungsbrief]] an [[Erwähnte Person::Justus Jonas]], war es wie auch in anderen Fällen seine schlechte Gesundheit, die den Anstoß zu seiner Beschäftigung mit [[Erwähnte Person::Theodoret]] gab.<ref>Wenn Camerarius krank darniederlag, pflegte er zu lesen; die daraus resultierende intensive Beschäftigung mit einem Stoff äußerte sich in der Folge immer wieder in literarischer Produktivität. Vgl. hierzu → [[Medizin (CamLex)#Krankheit als Impulsgeber|'''Medizin''']]. So führte eine Krankheit 1538 letztlich zur Abfassung und Publikation mehrerer hippologischer Schriften (→ [[Naturkunde (CamLex)#Die hippologischen Schriften – Camerarius' Steckenpferd?|'''Naturkunde''']]).</ref> | ||
1535<ref>Der Brief ist ohne Jahresangabe auf den 13. August datiert. Der Druck erschien allerdings laut Titelblatt 1536. Da Philipp Melanchthon sich bereits im Februar 1536 über Camerarius' Vorhaben freut, ihn Justus Jonas zu widmen (vgl. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW - Regesten online], Nr. 1694), ergibt sich als Jahr 1535; dies deckt sich auch mit dem Absendeort Nürnberg (vgl. [[Itinerar]]. (Eine frühere Datierung erscheint dagegen aufgrund des dann sehr großen Abstandes zum Druck unplausibel.)</ref> | 1535<ref>Der Brief ist ohne Jahresangabe auf den 13. August datiert. Der Druck erschien allerdings laut Titelblatt 1536. Da Philipp Melanchthon sich bereits im Februar 1536 über Camerarius' Vorhaben freut, ihn Justus Jonas zu widmen (vgl. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW - Regesten online], Nr. 1694), ergibt sich als Jahr 1535; dies deckt sich auch mit dem Absendeort Nürnberg (vgl. [[Itinerar]]). (Eine frühere Datierung des Briefes erscheint dagegen aufgrund des dann sehr großen Abstandes zum Druck unplausibel.)</ref> | ||
habe er wieder einmal krank im Bett gelegen, vermutlich aufgrund seines langjährigen offenen Geschwürs am Fuß, das ihm zu dieser Zeit zu schaffen machte (→ [[Medizin (CamLex)#Malum pedis inveteratum – Ein hartnäckiges Geschwür|'''Medizin''']]); bei dieser Gelegenheit habe er in einem Buch gelesen, das sowohl eine griechische Edition von Theodorets Kirchengeschichte als auch Teile einer lateinischen Übersetzung derselben durch [[Erwähnte Person::Epiphanius Scholasticus]] enthalten habe (es handelte sich wohl [[Erwähntes Werk::Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535|das Kompendium zur Kirchengeschichte]], das [[Erwähnte Person::Beatus Rhenanus]] 1535 in Basel herausgab). Auf das Drängen von Freunden, die bei ihm auf Krankenbesuch waren, darunter [[Erwähnte Person::Johann Mylius]], habe er mit der Übersetzung des Werks ins Lateinische begonnen: Die Übersetzung des Epiphanius habe sowohl Mylius als auch er selbst als völlig nutzlos erkannt, da Epiphanius selbst vermutlich bereits eine spätere Sprachstufe des Griechischen gebrauchte und daher mit der älteren Form Theodorets weniger vertraut war als Camerarius, der das Griechische von den besten (d.h. von den klassischen) Autoren und dem hervorragenden [[Erwähnte Person::Georg Helt]] gelernt habe.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 1468]], [[Erwähntes Werk::Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536]], Bl. A2r/v.</ref><br> | habe er wieder einmal krank im Bett gelegen, vermutlich aufgrund seines langjährigen offenen Geschwürs am Fuß, das ihm zu dieser Zeit zu schaffen machte (→ [[Medizin (CamLex)#Malum pedis inveteratum – Ein hartnäckiges Geschwür|'''Medizin''']]); bei dieser Gelegenheit habe er in einem Buch gelesen, das sowohl eine griechische Edition von Theodorets Kirchengeschichte als auch Teile einer lateinischen Übersetzung derselben durch [[Erwähnte Person::Epiphanius Scholasticus]] enthalten habe (es handelte sich wohl [[Erwähntes Werk::Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535|das Kompendium zur Kirchengeschichte]], das [[Erwähnte Person::Beatus Rhenanus]] 1535 in Basel herausgab). Auf das Drängen von Freunden, die bei ihm auf Krankenbesuch waren, darunter [[Erwähnte Person::Johann Mylius]], habe er mit der Übersetzung des Werks ins Lateinische begonnen: Die Übersetzung des Epiphanius habe sowohl Mylius als auch er selbst als völlig nutzlos erkannt, da Epiphanius selbst vermutlich bereits eine spätere Sprachstufe des Griechischen gebrauchte und daher mit der älteren Form Theodorets weniger vertraut war als Camerarius, der das Griechische von den besten (d.h. von den klassischen) Autoren und dem hervorragenden [[Erwähnte Person::Georg Helt]] gelernt habe.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 1468]], [[Erwähntes Werk::Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536]], Bl. A2r/v.</ref><br> | ||
Es handelt sich bei Camerarius' Übersetzung offenbar um ein recht kurzfristiges Unterfangen: Da er sie als Produkt langer Sommertage (''opella aestivalium dierum longarum'', Bl. A3v) bezeichnet, ist anzunehmen, dass sie tatsächlich in den Sommermonaten des Jahres 1535 entstand, mutmaßlich noch vor Verfassen des Widmungsbriefes, der auf den 13. August datiert ist. Die Übersetzung wurde schließlich 1536 gedruckt.<ref>Vgl. [[Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536]].</ref> | Es handelt sich bei Camerarius' Übersetzung offenbar um ein recht kurzfristiges Unterfangen: Da er sie als Produkt langer Sommertage (''opella aestivalium dierum longarum'', Bl. A3v) bezeichnet, ist anzunehmen, dass sie tatsächlich in den Sommermonaten des Jahres 1535 entstand, mutmaßlich noch vor Verfassen des Widmungsbriefes, der auf den 13. August datiert ist. Die Übersetzung wurde schließlich 1536 gedruckt.<ref>Vgl. [[Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536]].</ref> |
Version vom 18. Januar 2024, 11:52 Uhr
Theologie (CamLex)
Theologische Schriften des Camerarius
Kirchengeschichtsschreibung
Die Theodoret-Übersetzung (1536) - Philologie, nicht Theologie
Glaubt man Camerarius' Widmungsbrief an Justus Jonas, war es wie auch in anderen Fällen seine schlechte Gesundheit, die den Anstoß zu seiner Beschäftigung mit Theodoret gab.[1]
1535[2]
habe er wieder einmal krank im Bett gelegen, vermutlich aufgrund seines langjährigen offenen Geschwürs am Fuß, das ihm zu dieser Zeit zu schaffen machte (→ Medizin); bei dieser Gelegenheit habe er in einem Buch gelesen, das sowohl eine griechische Edition von Theodorets Kirchengeschichte als auch Teile einer lateinischen Übersetzung derselben durch Epiphanius Scholasticus enthalten habe (es handelte sich wohl das Kompendium zur Kirchengeschichte, das Beatus Rhenanus 1535 in Basel herausgab). Auf das Drängen von Freunden, die bei ihm auf Krankenbesuch waren, darunter Johann Mylius, habe er mit der Übersetzung des Werks ins Lateinische begonnen: Die Übersetzung des Epiphanius habe sowohl Mylius als auch er selbst als völlig nutzlos erkannt, da Epiphanius selbst vermutlich bereits eine spätere Sprachstufe des Griechischen gebrauchte und daher mit der älteren Form Theodorets weniger vertraut war als Camerarius, der das Griechische von den besten (d.h. von den klassischen) Autoren und dem hervorragenden Georg Helt gelernt habe.[3]
Es handelt sich bei Camerarius' Übersetzung offenbar um ein recht kurzfristiges Unterfangen: Da er sie als Produkt langer Sommertage (opella aestivalium dierum longarum, Bl. A3v) bezeichnet, ist anzunehmen, dass sie tatsächlich in den Sommermonaten des Jahres 1535 entstand, mutmaßlich noch vor Verfassen des Widmungsbriefes, der auf den 13. August datiert ist. Die Übersetzung wurde schließlich 1536 gedruckt.[4]
Camerarius bezeichnet sie allerdings ausdrücklich als philologische, nicht theologische Arbeit: Auf das Gebiet der Theologie habe er sich nicht begeben und er werde es auch nur unter Zwang tun. Jeder, nicht nur Theologen, sollten sich an seiner Arbeit erfreuen, gerade in einer Zeit, in der die von Theodoret beschriebenen Laster in allzu ähnlicher Form wieder aufträten; das Werk solle zu deren Heilung dienen.[5]
Außerdem betont er den Wert seiner Übersetzung als geschichtliche Quelle, da die bisherigen Übersetzungen und Parallelberichte die Ereignisse zeitlich durcheinandergebracht hätten.[6]
Eine Folge davon sei etwa, dass man allgemein annehme, der Häretiker Arius sei unter Kaiser Constantius gestorben; Theodoret schreibe aber klar und deutlich, dass sein Tod unter Kaiser Konstantin erfolgt sei.[7]
Entsprechend sei entweder Theodoret unglaubwürdig oder Rufinus (von Aquileia) sowie die Übersetzer Theodorets, von denen die verbreitete Interpretation stammte, hätten ungenau gearbeitet.[8]
Der Ireniker Camerarius bemüht sich also ganz bewusst, sich von den theologischen Inhalten des Werks zu distanzieren, um nicht in die Schusslinie zu geraten, falls mancher Theologe sich durch Theodorets Aussagen oder Camerarius' Übersetzung derselben angegriffen fühlen sollte. Auch die beiden Werbegedichte in drei griechischen und sieben lateinischen Distichen, die er im Anschluss an die Widmung dem Hauptwerk voranstellt, betonen vor allem den Quellenwert von Theodorets Werk, das die Geschichte von Gottes Volk erzähle[9]:
Dieses behandle eine Zeit, für die sonst wenige Quellen existieren; auch wenn es seine Mängel habe, sei es daher dennoch extrem wertvoll.[10]
Das eigentliche Werk enthält darüber hinaus neben einer lateinischen Übersetzung von Theodorets Kirchengeschichte Übertragungen weiter kleiner Werke aus Theodorets Korpus; auch diese unterstreichen die Interpretation des Bandes als Geschichtswerk, indem sie Verständnishilfen und Hintergrundinformationen zu diesem liefern. Darunter finden sich Kurzbiographien der Kaiser von Konstantin bis Theodosius II., der Bischöfe und weiterer Theologen, kurze Erläuterungen zu den in der "Historia Ecclesiastica" erwähnten Häresien sowie zwei kurze Traktate zum Unterschied zwischen den lateinischen Begriffen substantia und essentia.[11]
- Melanchthons Reaktion MBW 1694, evtl. Jonas' Reaktion
- Bedeutung von JC' Übersetzung: Verdrängte die des Epiphanius in späteren Ausgaben!
Konziliengeschichte (1552 und 1561)
Zeitgeschichte: Die böhmischen Brüder (posthum 1605)
(Alexander Hubert)
Bibelexegese
Gebete und Frömmigkeit (MG)
Polemisches
Anmerkungen
- ↑ Wenn Camerarius krank darniederlag, pflegte er zu lesen; die daraus resultierende intensive Beschäftigung mit einem Stoff äußerte sich in der Folge immer wieder in literarischer Produktivität. Vgl. hierzu → Medizin. So führte eine Krankheit 1538 letztlich zur Abfassung und Publikation mehrerer hippologischer Schriften (→ Naturkunde).
- ↑ Der Brief ist ohne Jahresangabe auf den 13. August datiert. Der Druck erschien allerdings laut Titelblatt 1536. Da Philipp Melanchthon sich bereits im Februar 1536 über Camerarius' Vorhaben freut, ihn Justus Jonas zu widmen (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 1694), ergibt sich als Jahr 1535; dies deckt sich auch mit dem Absendeort Nürnberg (vgl. Itinerar). (Eine frühere Datierung des Briefes erscheint dagegen aufgrund des dann sehr großen Abstandes zum Druck unplausibel.)
- ↑ Vgl. OCEp 1468, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. A2r/v.
- ↑ Vgl. Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536.
- ↑ Vgl. OCEp 1468, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. A3r.
- ↑ In der Folge kritisiert Camerarius besonders Rufinus' "Historia Ecclesiastica" sowie namentlich nicht genannte Theodoretübersetzer.
- ↑ Vgl. OC 0194, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, S. 28 in Camerarius' Übersetzung.
- ↑ Zu Rufinus' Version der Erzählung, in der Arius' Tod in der Tat nach dem des Konstantin eingeordnet ist, vgl. Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, S. 229.
- ↑ Vgl. OC 0196, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. a1r.
- ↑ Vgl. OC 0195, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. a1r.
- ↑ Vgl. die Streckenbeschreibung des Drucks von 1536.
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