Camerarius an Canter, 26.10.1567

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Werksigle OCEp 0882
Zitation Camerarius an Canter, 26.10.1567, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Jochen Schultheiß (09.08.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0882
Besitzende Institution Krakau, BJ
Signatur, Blatt/Seite Berl. Autografy (K. 72), Camerarius I
Ausreifungsgrad Konzept
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 530-532
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Willem Canter
Datum 1567/10/26
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum 26. D.M. Octobr. 67.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Tuae litterae mihi a nostris Francofurto
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Editionsphilologie; Textkritik; Metrik
Handschrift gesehen
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:JS
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 9.08.2020
Werksigle OCEp 0882
Zitation Camerarius an Canter, 26.10.1567, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Jochen Schultheiß (09.08.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0882
Besitzende Institution Krakau, BJ
Signatur, Blatt/Seite Berl. Autografy (K. 72), Camerarius I
Ausreifungsgrad Konzept
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 530-532
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Willem Canter
Datum 1567/10/26
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum 26. D.M. Octobr. 67.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Tuae litterae mihi a nostris Francofurto
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Werkgenese; Editionsphilologie; Textkritik; Metrik
Datumsstempel 9.08.2020


Regest

Canters Brief sei Camerarius von seinen Leuten aus Frankfurt überbracht worden (L1v). Canter habe angedeutet, dass er ihn geschrieben habe, als er aus Italien zurückgekehrt sei. Camerarius zweifle nicht, dass Canter durch seine Studien einen Vorteil aus dem zurückgelegten Weg habe ziehen können (?). Dies werde sich bald zeigen.
Camerarius wolle, dass seine (Edition der) "Chronologia" (des Nikephoros) erneut herausgegeben werde (L2r). In dieser Ausgabe solle Canter textkritische Verbesserungen gemäß seinen Anmerkungen zum Geschichtswerk des (Cassius) Dio vornehmen. Camerarius meine dabei die Epitome zu Cassius Dio aus der Feder des Xyphilinos (Anm. 1). Dieser Dio sei nämlich in Nicaea geboren und habe später gelebt als derjenige aus Prusa. Auch andere Fehler könne Canter korrigieren, wenn er sie entdecke. Hierfür wäre ihm Camerarius sehr dankbar. Die Zusammenstellung habe Camerarius allein erstellt. Aber ein Mensch allein könne nicht alles sehen.
Auch zum Plautus wolle Camerarius eine Neuauflage (Anm. 2). So habe er zu diesem eine Druckvorlage (exemplum) an Oporinus gesandt. Er meine, dass nicht mehr viel Mühe hineingesteckt zu werden brauche, damit diese Schrift gleichsam wieder gesundet erscheinen könne. Nun wolle Camerarius aber dieses Feld verlassen, auf dem sich schon die Begabungen einiger Leute austobten.
Canters Scharfsinn schätze Camerarius sehr, insbesondere bei jener Konjektur, durch die von ihm in den Sibyllinischen Gesängen der in Versen umschriebene Name eines Gottes aufgespürt werde (Anm. 3). Allerdings meine Camerarius auch, einen Fehler entdeckt zu haben, da Canters Vorschlag den Vers metrisch nicht ausfülle. Camerarius macht einen Gegenvorschlag, der ihm von einem nicht namentlich erwähnten Dritten (Anm. 3a) entgegengebracht worden sei: Canter solle das Wort φαοσφόρος bedenken, das sich metrisch gut einfügen würde. Mit dieser klugen Anregung wäre mehr gewonnen, als man in den vielen Kommentaren finden könnte, die derzeit überhandnähmen. Wenn Canter (hierzu) einen Brief senden würde, wäre Camerarius ihm sehr dankbar (L2r/v).
Canter erwähne in seinen Schriften immer wieder Aristides und verspreche eine Ausgabe (L2v). Camerarius habe den Auftrag an seine Leute erteilt, dass sie in Frankfurt Nachforschungen betreiben sollten, aber sie sagten, dass ein solches Buch nicht geliefert worden sei (Anm. 4).
Camerarius selbst habe nun endlich seine Übersetzung zu Xenophons "Kyrupädie" mit sorgfältiger Aufmerksamkeit fertiggestellt (confeci). Er habe sich auch zu einem Kommentar zu diesem Werk entschlossen. Aber vielen Vorhaben stehe sein sich altersbedingt verschlechternder Gesundheitszustand entgegen. Ein weiteres Hindernis stellten der Mangel an Mitarbeitern und anderer Hilfsmittel dar, die zu einem erfolgreichen Abschluss der Arbeiten nötig seien. Jedoch entstehe ebenso wenig ein Schaden.
Abschiedsworte und Grüße an Canter. Dieser solle auch Oporinus grüßen.

(Jochen Schultheiß)

Anmerkungen

  • Anm. 1: Die hier angerissene Problematik teilt Camerarius in einem Brief vom 13.06.1568 auch gegenüber Johannes Oporinus mit. Wie dort deutlich wird, war es Canter selbst, der Camerarius auf den Fehler aufmerksam gemacht hat.
  • Anm. 2: Zu dieser Neuauflage des Plautus sollte es nie kommen.
  • Anm. 3: Camerarius nimmt hier Bezug auf Kapitel 3 ("Oraculum Sibyllae explicatum"), S. 28-31 in Canters "Novae lectiones", erstmals gedruckt 1564 bei Johannes Oporinus.
  • Anm. 3a: An Stelle von a quodam viro steht im Krakauer Konzept: a Iohanne Brentio viro, mit von 2. Hand übergeschriebenem quodam (frdl. Hinweis von Torsten Woitkowitz, Leipzig)
  • Anm. 4: Canters Ausgabe zu Aelius Aristides ist durchaus 1566 erschienen.

Überlieferung

Im Krakauer Konzept nur der 2. Teil des Briefes; Text wurde für den Druck redigiert; s. Woitkowitz 2008, 96 Anm. 184.