Camerarius, In Faborini Camertis lexicon, 1538
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0335 |
Zitation | In Faborini Camertis lexicon, ad illustrissimum principem et dominum Albertum marchionem Brandepurgensem, ducem Borußorum, etc. Iachimi Camerarii Pabergensis praefatio, bearbeitet von Jochen Schultheiß (03.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0335 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | In Faborini Camertis lexicon, ad illustrissimum principem et dominum Albertum marchionem Brandepurgensem, ducem Borußorum, etc. Iachimi Camerarii Pabergensis praefatio |
Kurzbeschreibung | Proömium zur Ausgabe des griechischen Lexikons der Phavorinus, in dem Camerarius den Wert des Griechischen im Bildungscurriculum verteidigt und die Vorzüge des herausgegebenen Werkes anpreist. |
Erstnachweis | 1538 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck. |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Prooemium; Bildungsdiskurs; Sprachphilosophie; Lexikographie |
Paratext zu | |
Paratext? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Λέξικον Βαρίνου Φαβωρίνου Καμῆρτος, 1538 |
Überliefert in | |
Druck | Phavorinus, Λέξικον, 1538/41 |
Erstdruck in | Phavorinus, Λέξικον, 1538/41 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | A2r-A4v |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 3.02.2020 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0335 |
Zitation | In Faborini Camertis lexicon, ad illustrissimum principem et dominum Albertum marchionem Brandepurgensem, ducem Borußorum, etc. Iachimi Camerarii Pabergensis praefatio, bearbeitet von Jochen Schultheiß (03.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0335 |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | In Faborini Camertis lexicon, ad illustrissimum principem et dominum Albertum marchionem Brandepurgensem, ducem Borußorum, etc. Iachimi Camerarii Pabergensis praefatio |
Kurzbeschreibung | Proömium zur Ausgabe des griechischen Lexikons der Phavorinus, in dem Camerarius den Wert des Griechischen im Bildungscurriculum verteidigt und die Vorzüge des herausgegebenen Werkes anpreist. |
Erstnachweis | 1538 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck.
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Schlagworte / Register | Prooemium; Bildungsdiskurs; Sprachphilosophie; Lexikographie |
Paratext zu | |
Paratext? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Λέξικον Βαρίνου Φαβωρίνου Καμῆρτος, 1538 |
Überliefert in | |
Druck | Phavorinus, Λέξικον, 1538/41 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Bearbeitungsdatum | 3.02.2020 |
Widmung und Entstehungskontext
Der explizite Adressat dieses Widmungsbriefes und Proömiums ist Albrecht von Preußen. Die Vorgängerdrucke werden bei (GG 86) behandelt.
Aufbau und Inhalt
Camerarius vertritt die Auffassung, dass es gerade zu dieser Zeit in besonderem Maße notwendig sei, sich um die Wissenschaften und Künste (bonae literae et artes) zu kümmern (A2r). Sowohl in der Gegenwart als auch zur Zeit der Vorfahren habe man sehr viel Mühe für diese aufgewandt. Vieles hätten sie erreicht und große Fortschritte erzielt. Aber all dies gerate nun in Gefahr. Es drohe nicht nur der Bildung (eruditio), sondern der gesamten Tugendhaftigkeit (virtus) Unheil und Verderben. Nun sei die Zeit des Jammerns vorbei, man müsse handeln. Camerarius ruft zu einer wehrhaften Haltung bei der Verteidigung der Bildung auf. Hierbei sei es insbesondere die Edition antiker Schriften, womit man sich verdient machen könne. Die Herausgeber brächten gewissermaßen dem Heer den nötigen Proviant. In Deutschland (Germania) sei in wenigen Jahren eine sehr beachtliche Anzahl an antiken Autoren entweder zum ersten Mal überhaupt herausgegeben oder nach italienischen oder französischen Modellen gedruckt worden (nam paucis annis tot libri optimorum autorum in Germania prodiere in lucem, vel primum, vel de Italicis aut Gallicis exemplis expressi; A2v).
Nun wolle Camerarius noch auf das gedruckte Werk eingehen, jedoch nicht auf dieses selbst, sondern auf seine Gattung (de universo talium scriptorum genere). Nicht wenige meldeten Zweifel am Nutzen solcher Werke an, warnten sogar vor möglichem Schaden. Camerarius zählt die geäußerten Vorbehalte auf: Erstens würde aus solchen Werken wie aus einem Haufen einzelnes unreflektiert herausgegriffen (carpuntur plerumque sine attentione et respectu accurato). Sodann würden solche Werke den Lerneifer mindern, Trägheit fördern und die Schüler würden sich zu leicht in Sicherheit wiegen (alacritatem in discendo reprimit, et ardorem restinguit, atque studium debilitat, et otiosos reddat et securos profectus animos). Schließlich führte ein solches Werk zur Illusion eines Wissens beim Volk, das sich nur einen eitlen äußeren Schein von Bildung anzueignen strebe (vana persuasione scientiae replet vulgus, quod inania ornamenta doctrinae affectat). Das Volk halte irrtümlicherweise eine Ansammlung von Vokabel- und Faktenkenntnissen schon für ein genügendes Maß an Bildung und verfalle dabei in Hochmut (sibi de huiusmodi collectaneis ad eruditionem satis instructum videtur quadam multorum verborum et rerum dissipatam cognitione admodum superbiens). In einem griechischen Hexametervers bezeichnet Camerarius eine solche Haltung als "Vielwisserei" (πουλυμαθημοσύνη).
Aber der falsche Gebrauch durch einige schmälere nicht den Wert solcher Werke. Vielmehr fungierten diese als Wegweiser und Begleiter für das Verständnis von Texten. Sie seien nicht nur eine bequeme Erleichterung, sondern eine notwendige (necessarius) Voraussetzung, um an die Spitze der Gelehrsamkeit zu gelangen. Camerarius fordert Achtung vor der Leistung derer ein, die das Werk mit großer Mühe abgefasst haben, sowie für die Schreiber. Er lobt Favorinus (A3r), durch dessen Leistung die Wissenschaft bedeutend gemehrt würde. In dem Lexikon seien viele Stoffe (fabulae), Geschichtserzählungen (historiae), Sprichwörter (proverbia), Wörter (verba) und Sachen (res) dargelegt (expositae), in Erinnerung gehalten (commemoratae) und erklärt (demonstratae et explicatae). Die Herausgeber hätten hierzu auch einen Index erstellen wollen, was aber nicht verwirklicht werden konnte. Dieser müsse ein andermal, jedoch möglichst bald ediert werden.
Gegen Zweifler wendet er ein, dass mit dem Werk ein Hilfsmittel (suppelectile) für alle Wissbegierigen geschaffen sei, das die Mühe wert war, die dafür aufgewandt wurde. Die Feinde des Griechischen widerlegen zu müssen, hält er nicht für nötig, da die hohe Qualität (bonitas) dieser Sprache erwiesen sei. Zwar meine er nicht, dass das Studium des Lateinischen dem des Griechischen hintanzustellen sei. Das habe er bereits in einer anderen Schrift dargelegt. Jedoch verfüge die griechische Sprache über eine solche Kraft zur "Vervollkommnung" oder auch nur mittelmäßigen Realisierung der Wissenschaft und der Künste, dass man diese ohne sie nicht vermitteln könne (Graecae linguae ea est ad doctrinae atque artium bonarum vel perfectionem vel etiam mediocritatem quandam vis et potestas, ut sine huius notitia non modo tradendi has aliis, quamvis magna assit ingenii acrimonia et caliditas, sed etiam discendi spes omnis deponenda esse videatur). Auch die Natur und die Eigenheit (natura et proprietas) der lateinischen Sprache könne von einem des Griechischen Unkundigen nicht erfasst werden.
Von der Klage über die Gegner des Griechischen leitet er über zu einer Auseinandersetzung mit einer weiteren Gruppe, die es für gänzlich unwichtig hält, wie man rede, vielmehr zähle, wie man denke (neque quid loquaris, sed quid sentias spectandum esse). Gegen die Vorstellung wendet Camerarius ein, dass sie von einer Trennung von Sprache und Inhalt ausginge (quasi vero nos inania verba, et (ut ille ait) sine mente sonos introducamus). Dabei bestehe doch ein Zusammenhang von Sprache und Weisheit, aber auch von Sprache und spielerischem Schmuck. Der generelle Einwand gegen die Sprache sei abzuweisen, bedenke man doch, dass "alle Lehren der Weisheit, der Ehre und der Tugend in den beiden Sprachen enthalten seien" (linguas duas condere et includere omnia tradita et praecepta sapientiae, decorisque et virtutis). Wollte man die Bedeutung der Sprache leugnen, würde man sich einem solchen menschlichen und religiösen Nutzen widersetzen, dass es Camerarius gar nicht für nötig halte, sich weiter mit dieser Meinung auseinandersetzen zu müssen.
Schließlich kommt Camerarius wieder auf die Vorzüge des vorliegenden Buches zu sprechen: Es solle durch seine Erklärungen Erleichterung bringen und vor dem Abirren bewahren. Damit diese Vorzüge für möglichst viele Nutzer erschwinglich seien, habe man bei der Herstellung des Bandes darauf geachtet, dass er so preisgünstig wie möglich erscheinen könne. Deshalb habe man sehr kleine Typen verwendet, wenngleich daran auch einige Anstoß nehmen könnten. Der Nutzen für die Mehrheit (plurimorum utilitas) überwiege jedoch. Auch wolle man in solchen Büchern nicht tagelang lesen, so dass man die Augen auch nicht dauerhaft anstrengen müsse. Vielmehr werde man mit Abständen (per intervalla) lesen, was man sucht oder was einem Freude bereitet.
Daraufhin leitet Camerarius über zum Autor des Werkes (A3v). Unter den Gelehrten des Griechischen gehöre dieser nicht zu den geringsten. Dies belegt Camerarius mit dem Zeugnis eines Epigramms von Angelo Poliziano, das sich am Ende des Widmungsbriefes abgedruckt findet (A4r). Es folgt ein biographischer Abriss zu Phavorinus' Leben: Aus seinem Geburtsort Camerinum sei er an den die Wissenschaften fördernden Hof der Medici gelangt. In einem kleinen Exkurs lobt Camerarius die Wissenschaftspolitik der Medici und die Bibliothek, die sie den Gelehrten zur Verfügung stellen. Camerarius beschreibt die Verdienste des Phavorinus um die Erschließung des Griechischen.
Dessen Werk möchte Camerarius Albrecht von Preußen widmen (A4r). Er lobt den Fürsten für seine Neigung zu den Künsten und Wissenschaften. Dies habe Camerarius bereits bezeugt, als er ihm die astrologischen Schriften des Ptolemaios gewidmet habe. Er gedenkt des Todes des Johann Apel (Joannes Apelles), der ihn zu der Widmung der Tetrabiblos an Albrecht angeregt habe. Camerarius lobt Albrecht für seine Initiative, eine Bibliothek ausstatten zu wollen (A4v). Das vorliegende Buch wäre dieser Institution sicherlich besonders dienlich. Es folgen weitere Lobesworte auf den Fürsten, die Camerarius mit einem Hinweis auf Phavorinus selbst abschließt, der gesagt habe, dass ein schwaches Lob schlimmer sei als eine Anklage (ne in censuram etiam veteris illius Faborini incurram, qui laudationem tenuem deteriorem esse accusatione dicere solitus fuit). Der Praefatio schließen sich das bereits thematisierte Epigramm Polizianos auf Phavorinus und ein weiteres von Camerarius selbst an.
Überlieferung
Eine weitere Auflage hat das Lexikon in der Edition von Camerarius nicht erfahren.
Forschungsliteratur
- GG 86 (hier Weiteres zur Druckgeschichte des Lexikons vor der Camerarius-Ausgabe sowie zum Index und dessen möglicher Autorschaft).
- Baier 2017, S. 79 (generell zum Zusammenhang von Sprache und Wissenschaft bei Camerarius).